Dolomiten Fotoreise – Instagram vs. Realität
Um mal zu erklären, wie Landschaftsfotografie bei dieser Dolomiten Fotoreise funktioniert: Du denkst vermutlich, der Fotograf geht in den Bergen wandern und es tun sich hinter jeder Biegung wie zufällig neue spektakuläre Fotomotive auf? Jaein! Das beste Fortbewegungsmittel hier in den Südalpen sind ganz sicher die Wanderschuhe, richtig. Und wer hier über Motivarmut klagt, dem darf vorwurfsfrei Ideenlosigkeit nachgesagt werden. Bleibt noch das mit den „…neuen spektakulären Fotomotiven“ zu klären…
Ich hole mal etwas weiter aus. Auf die Idee, in Südtirol Urlaub zu machen, kommen im Jahr mehrere Millionen Menschen. 2019 zählten die Touristiker hier mehr als 33 Millionen Übernachtungen. Was mehr sind, als im gleichen Jahr in ganz Griechenland stattgefunden haben. Oha! Längst denkt die Landesregierung darüber nach, diesem „Overtourism“ einen Riegel vorzuschieben und eine nachhaltigere/reglementiertere Form des Tourismus zu fördern. Manches ist schon heute Realität. Die stark frequentierten Orte wie zum Beispiel der Pragser Wildsee oder die Seiser Alm werden durch eine zahlenmäßige Begrenzung der Besucherströme künstlich geschützt – dazu später mehr.
Das A-Team der Dolomiten Fotoreise
Klar, im Sommer ist’s besonders voll. Unsere Dolomiten Fotoreise haben wir aber auf den Herbst gelegt, was sich etwas entspannter gestaltet. Apropos: Wir sind wieder wir! Also Holger und ich, wie schon bei den Fotoreisen nach Island, Norwegen und auf die Färöer-Inseln. Eingespieltes Team – und bei nahezu jeder Entscheidung auf gleicher Wellenlänge. Was soll da schiefgehen?
Nebenbei entstanden – sieht ganz cool aus, finde ich.
Fotobuddy Holger an unserem ersten Fototag im Herbstwald.
Vorab haben wir ordentlich Google-Location betrieben (Holger ungefähr zehnmal so viel wie ich) und mögliche Fotospots ausbaldowert. Hier liegt der Hase im Pfeffer: Es gibt etliche klassische Sichtachsen und Perspektiven, die so eindrucksvoll und beispiellos sind, dass du sie bei einer Dolomiten Fotoreise einfach haben möchtest. So wie auch Tausende andere Landschaftsfotografen, Instagramer, Influencer, Wanderer, und, und, und. Die Zeiten sind wie sie sind. Für mich hat dieser Fototrip allerdings (Simsalabim!) so manchen Ort mächtig entzaubert. Freiheit, Ferne, Abenteuer? Pustekuchen!
Wunder der Natur: die Erdpyramiden
Mein absolutes Highlight dieser Dolomiten Fotoreise steht seit Jahren auf der Bucket List: Erdpyramiden! Es gibt sie an unterschiedlichen Orten in Südtirol, die größte (und höchste!) Ansammlung dieser skurillen Formationen findet sich in Ritten. Mutter Natur ist einzigartig! Wenn du die Rittner Erdpyramiden nicht mit eigenen Augen siehst, würdest du nicht glauben können, dass es sie gibt. Kurz erklärt: Es handelt sich um späteiszeitlichen Lehmboden, auf dem unterschiedlich große Gesteinsbrocken liegen. Bei Regenfällen wird peu a peu Lehm abgespült, der allerdings UNTER den Gesteinsbrocken geschützt liegt und somit trocken und fest bleibt. So „wachsen“ die kegelförmigen Pyramiden über die Jahre aus dem Boden heraus und bilden diese unglaublichen Mondlandschaften. Mir gefallen die Erdpyramiden am besten bei „Rotzewetter“, wenn die Szenerie in trübe Nebelsuppe gehüllt ist. Holger geht’s genauso, deshalb ist es für uns beide kein Problem, dass wir insgesamt drei Anläufe brauchen, um unsere Wunschbedingungen vorzufinden. Erdpyramiden – check!
Die Rittner Erdpyramiden – Mutter Natur ist verrückt, oder?
Dieses Bild kommt meinem Wunschfoto der Erdpyramiden sehr nahe: Nebel, trübes Wetter, Mondlandschaft! Seit mehreren Jahren standen die Erdpyramiden auf meiner Bucket List – nun hab‘ ich sie!
Kapitulation am Karersee
Bis hierher also alles dufte. Next stop unserer Dolomiten Fotoreise: der Karersee! Manche nennen ihn auch Regenbogensee wegen seiner schönen Farben (und eine kleinen Sage, die sich dahinter verbirgt). Schon die Ankunft lässt mich schaudern. Ein riiieesiger kostenpflichtiger Parkplatz. Wie im Disney Land. Von hier werden wir durch eine Unterführung zum See geleitet. Eingezäunt und grenzwertig ausgetrocknet liegt er vor uns. Vor uns allen – es stehen rund 50 weitere Fotografen am Spielfeldrand. 50 gleiche Perspektiven werden heute Abend 50 gleiche Fotos entstehen lassen. Neue spektakuläre Motive? Vergiss es, ein schmaler Streifen muss hier zum Fotografieren reichen. Fotografisch austoben kannst du dich nur schwer. Ich bin enttäuscht und flüchte relativ schnell an die weniger besuchte Seite. In Holgers Gesicht kann ich lesen: „Bloß weg hier!“ Ich denke das Gleiche. Der Abschied fällt uns leicht.
Dies ist die klassische Perspektive am Karersee. Leider hat der See einen extrem niedrigen Wasserstand im Herbst 2022.
Und so sieht es auf der anderen Seite der Fotoapparate aus. Das ist hart, gell? Deshalb übrigens auch „klassische Perspektive“. Eine andere ist hier einfach nicht möglich! Übern Zaun klettern ist verboten, die Böschung hochkraxeln auch.
Ich verpiesel mich vom überfüllten Zaun und mache einige Bilder am Ostufer des (fast ausgetrockneten) Sees. Dort stehe ich mutterseelenallein – schön!
St. Magdalena – ein Klassiker
St. Magdalena gilt als das wohl schönste Dorf in Südtirol. Hin da! Es ist ein ganz klassisches Postkartenmotiv: Der Blick auf die Kirche in der Dorfmitte, im Hintergrund steht die Geisslergruppe – eine eindrucksvoll geformte Gebirgsgruppe der Dolomiten. Zum Abend zieht es Fotografen und Videografen mit ihren Kameras und Drohnen auf den gegenüberliegenden Hügel.
Verpassen kannst du diesen Fotospot nicht. Schon am Ortseingang befinden sich Straßenschilder, die zum Parkplatz führen, der eigens für uns Fotografen eingerichtet wurde. Ganz schön praktisch. Pioniergeist wird damit allerdings nur rudimentär erzeugt. Aber dieses geile Foto von da oben möchte einfach jeder machen. Wir auch, deshalb wandern wir schon zwei Stunden vor Sonnenuntergang zum Fotospot. Das war irgendwie niedlich: Zu diesem Zeitpunkt steht erst ein einziger italienischer Fotograf dort oben, der sichtlich genervt ist, dass wir nun „seinen“ Fotospot belagern. Nach dem ersten von drei Dutzend weiteren Fotografen, die sich nach und nach einfinden, ist er wieder geerdet. Aber unter uns: Er hat ja Recht. Fun macht dieses Rudelknipsen kaum! Dem späteren Foto sieht man das Tohuwabohu glücklicherweise nicht an. Und so können wir allen Daheimgebliebenen die schöne heile Dolomitenwelt in ihre Instagram-Feeds mogeln! Darum geht es vermutlich den meisten hier.
Fotografieren für Dummies. Verpassen kannst du die gängigen Fotospots schonmal nicht…
Meine Sony A7RIV begleitet mich auf diese Dolomiten Fotoreise. Übrigens: Das Schild unten rechts neben der Kamera bedeutet „Betreten verboten“. Du darfst lediglich auf einem Trampelpfad zwischen zwei Wiesen stehen. Keinen Meter vor, keinen zurück!
Alle warten auf den Sonnenuntergang. Warum ich so skeptisch zu Holger gucke, der mich hier mit dem Handy knipst? Es wird nur noch wenige Minuten dauern, bis das Wolkenband im Hintergrund die untergehende Sonne verdeckt und damit das Licht von der kleinen Kirche nimmt. Schnell doch DAS Bild machen, dann ist alles vorbei mit dem warmen Abendlicht und wir können einpacken.
Voilá – das letzte Bild bevor die Sonne im Wolkenband verschwindet. Ich bin happy, heute Abend diesen klassischen Schuss von der Kirche mit den Geislerspitzen im Hintergrund im Kasten zu haben. Eines der beliebtesten Fotomotive in Südtirol.
Idylle am Bretterzaun: Kapelle St. Johann
Nur ein kleines Stück entfernt wartet mit der kleinen St. Johannes-Kirche gleich das nächste Motiv. Auch hier: Hinweisschilder, Parkplatz, Fotografen. Damit die Weide nicht zertrampelt wird, wurde von der Gemeinde ein Bretterzaun mit Plattform errichtet, auf dem ein halbes Dutzend Fotografen Platz findet. Bitte hinten anstellen!
Ich möchte der Sache auf den Grund gehen und mir diese idyllisch gelegene Kapelle von innen anschauen. Es sind nur ein paar Hundert Meter. Ist ja putzig: Hier kann man aus einem kleinen Eselskarren Hofprodukte kaufen und das abgezählte Geld in eine Schatulle legen. Vertrauen gegen Vertrauen!
Beim Zugang zur Kapelle versteht die Dorfgemeinschaft dann aber keinen Spaß. Ein vollautomatisches Drehkreuz macht dir erst nach Einwurf von vier Euro den Weg zur Kapelle frei. Ich zahle und „Krrrkkk!“ schon spuckt mich das Edelstahlskelett auf der anderen Seite des Durchgangs aus. Ich habe freies Geleit bis zur Kapelle aber nicht in die Kapelle – Tür abgeschlossen. Na super!
Die Johanneskapelle in Villnöß – ebenfalls ein absoluter Postkartenklassiker.
Witzig: An der Aussichtsplattform hat die Gemeinde ein „Fernrohr“ installiert.
Da guckst du in die Röhre!
Gegensätze: Im schnuckeligen Hofladen kannst du landwirtschaftliche Produkte gegen Kleingeld in die Schatulle kaufen. Das Drehkreuz im Hintergrund ist die Schranke zur kleinen Kapelle. Gegen Einwurf von vier Euro darfst du dich die letzten 150 Meter zur kleinen Johanneskirche nähern.
Dolomiten Fotoreise: die Seiser Alm
Nach und nach wird mir klar, dass diese Dolomiten Fotoreise eher so ein „Musst-Du-Gesehen-Und-Bei-Instagram-Zeigen“-Ding ist und kein echter Explorer-Trip. Ich versuche mich in radikaler Akzeptanz und gelebten Stoizismus. Schlange stehen für ein Foto? Na und! Schulter an Schulter mit anderen Fotografen? Mir doch egal. Du kannst es ja eh nicht ändern.
Jetzt geht es erstmal auf die Seiser Alm, die größte Hochalm Europas! Um die Touristenmassen zu steuern, ist die Fahrt mit dem Auto nur bis 9 Uhr gestattet, der Parkplatz kostet 24 Euro und liegt ein gutes Stück von der Alm entfernt. Eine Stunde Fußweg müssen wir vom Parkplatz zur Alm einplanen. Es ist noch stockdunkel, als wir an der Alm ankommen. Vereinzelt sehen wir die Kopflampen anderer Fotografen aufblitzen. In der nächsten Sunde werden mehrere Foto-Workshops mit Kleinbussen (verbotenerweise) bis zur Alm chauffiert. Tür auf, Workshop-Teilnehmer rausschmeißen, Auto fährt wieder weg. Eine Stunde Fußweg gespart.
Inzwischen ist es voll geworden. An den strategisch besten Spots sieht es aus wie am roten Teppichrand der Grammy-Verleihung. Stativ neben Stativ, dahinter wir Fotografen in unseren bunten Funktionsjacken. Herrlich. Radikale Akzeptanz! Schon bald lösen wir uns von den Massen und begeben uns auf Erkundungstour. Dabei entstehen die schöneren Bilder.
Stativ-Mikado auf der Seiser Alm. In solch einem Setting wollte ich nie fotografieren, jetzt bin ich selbst Teil davon. Ach, übrigens: Pro Stativ/Fotograf kannst du von 5.000 bis 10.000 Euro Equipment ausgehen. Manchmal mehr. Hast du schon durchgezählt…?
Und dies ist das Foto aus der oberen Perspektive – die Seiser Alm im Herbst.
Die entsättigte Variante gefällt mir!
Mit dem Teleobjektiv aus der Szenerie herausgepickt. In dieser Hütte säße ich jetzt gerne mit Wollsocken und heißem Tee am Kamin.
Ganz allein am Gardenapass
Nach dieser Erfahrung ist erstmal leichtere Kost angesagt. Holger und ich lassen uns ein wenig treiben. Fotografieren hier und da bei mehreren Autostopps. An der kleinen weißen Kapelle am Gardenapass sind wir alleine. Nur einige Kletterer sind auf dem Weg nach ganz oben. Mir reicht es, unten zu bleiben. So kommen wir uns nicht in die Quere. Frostiger Nebel kommt und geht, wir können uns frei bewegen und sammeln einige tolle Motive ein. So geht fotografieren!!! Das hat Spaß gemacht.
Die Alpinikapelle am Gardenapass zur Blauen Stunde am frühen Morgen.
Holger in seinem Element.
Man sagt, die Inuit hätten 40 Wörter für Schnee. Keine Ahnung, ob das stimmt. Ich habe allerdings genauso viele für Nebel. Und DIES ist mein absoluter Lieblingsnebel.
Der Peitlerkofel
Wenn du ganz genau hinschaust, kannst du das Gipfelkreuz auf der höchsten Bergspitze sehen. Ganz ehrlich – dort oben würden mich keine zehn Pferde hinkriegen!
Raststättenromantik am Antornosee
Szenenwechsel – wir tauschen die Unterkunft und nächtigen den zweiten Part unserer Dolomiten Fotoreise am Fuße der Drei Zinnen, diesem weltweit berühmten Gebirgsstock in den Sextner Dolomiten. Unsere Unterkunft hat Holger fein ausgesucht: Wir blicken vom Bett aus direkt auf den Misurina-See. Zum Parkplatz der Drei Zinnen sind es nur wenige Autominuten. Gutes Base Camp!
Traumhafter Ausblick aus unserer Unterkunft „Locanda al Lago“ am Misurina-See.
Das große Grand Hotel am Misurina-See im Abendlicht. Hat was!
Wir kommen direkt am kleinen Antorno-See vorbei. Im Netz findet man richtig tolle Bilder dieses kleinen Bergsees. Im Vordergrund des Sees ein kleiner Holzsteg, hinten stehen die mächtigen drei Zinnen. Das alles im richtigen Licht – ein Traumfoto!
Die Wahrheit sieht anders aus. Keine 15 Meter vom Steg entfernt befindet sich die Straße mit Parkplatz, Restaurant und reichlich Trubel. Eher so Raststättenromantik. „Rumms!“ da knallt auch schon die nächste Autotür im Hintergrund zu… Bei mir bahnt sich eine innere Verweigerungshaltung an, dieses kleine Gewässer als verträumten Bergsee zu fotografieren. Denn das ist er einfach nicht. Am Steg stehen asiatische Touristen Schlange für ein Foto. Ich stelle mich hinten an. Hilfeee!
Alles halb so schlimm. Richtig tolles Licht haben wir hier eh kein einziges Mal bei unseren kurzen Stipvisiten. Und überhaupt: Es sind die Drei Zinnen, die uns von jetzt an die Köpfe verdrehen. Hast du sie einmal aus der Ferne gesehen, willst du hin!
Sieht man ihm auf diesem Foto nicht an: Der Antornosee liegt direkt an der Strasse neben einem Restaurantparkplatz.
Wenn du „Antornosee“ bei der Google-Bildersuche eingibst, wirst du Tausende ausgezeichnete Fotos dieser Perspektive finden. Trotz mehrfacher Stopps hatten wir hier leider nie gutes Licht.
Um realistisch zu bleiben: So sieht es am Steg aus, wenn nicht viel los ist. Zum Sonnenuntergang wird’s dann aber voll!
Die Drei Zinnen und die Towers of Mordor
Die Drei Zinnen – der Italiener sagt Tre Cime de Lavaredo. Und ich finde, die Italiener haben Recht: Während wir diese eindrucksvolle Bergformation in der deutschen Sprache abgehackt & dreisilbig benennen, würdigen die Italiener sie mit einer ganze Zeile – samt rollendem R! „Tre Cime de Lavaredo“ – klingt toll, oder? Ich bin da ja eher Feingeist.
Erstmal wird es schroff. Wir haben uns eine Umrundung der Drei Zinnen vorgenommen, laufen dabei häufig querfeldein. Hoch, runter, links, rechts. Für uns zwei Nordlichter ist das alles ein bissl schlauchend („Ächz!“), ein tief verwurzelter Tiroler geht die Strecke vermutlich in der Hälfte der Zeit und pfeift fröhlich ein Liedchen dabei. Soll er – dafür wissen wir mehr über Fischbrötchen, Wattenmeer und Deichschafe. Nordisch by nature!
Unser Tag beginnt unter einem unfassbaren Sternenhimmel in den Dolomiten. (Wenn du dir diesen Blog auf dem kleinen Handydisplay anschaust: Zoome mal in den Himmel hinein und lass dich von den Sternen verzaubern.)
„Towers of Mordor“ wird dieser Blick im Internet häufig genannt. Eines meiner absoluten Must Haves bei der Dolomiten Fotoreise. Was auf dem Foto beeindruckend aussieht, ist in Wirklichkeit: GEIL!
„Brrrr!“ Morgens ist es noch kalt.
Wandern in 2.400 Metern Höhe
Eine kleine Gemeinsamkeit findet sich dennoch: Im Wattenmeer klauen dir laut krächzende Möwen schonmal die Pommes aus der Schale. Hier oben, auf 2.400 Metern Höhe, sind es die schlauen Alpendohlen, die für Kurzweil in der Mittagspause sorgen. Die fressen dir sprichwörtlich aus der Hand. Und damit du’s glaubst, hab ich’s fotografiert!
Gut ausgeschildert!
Die Alpendohlen fressen mir aus der Hand – witziges Erlebnis!
Black Lives Matter! Hier ist Holger der Dohlenflüsterer.
Insgesamt mache ich hier oben doch noch meinen Frieden mit unser Dolomiten Fotoreise. Die Besucherströme verteilen sich deutlich auf der großen Fläche und wir können ausgiebig mit Perspektiven und Blickwinkeln spielen. Obwohl wir uns „von dunkel bis dunkel“ rund um die Drei Zinnen und am Paternkofel aufhalten, reicht mir dieser eine Tag kaum aus, um meine Bildideen umzusetzen. Eine ganze Woche hier oben wäre super. Vielleicht auch ein bisschen länger. Ach, ich gebe an dieser Stelle einfach den Fotos den Vorrang:
Hier hat Holger mich beim Blick ins Tal erwischt. Traumfoto und tolle Erinnerung für mich!
Was ich hier fotografiere, siehst du im nächsten Bild. (Fotocredit: Holger Kröger)
Die Drei Zinnen zum Sonnenuntergang.
Links der Paternkofel, rechts die Drei Zinnen, unten die Drei Zinnen-Hütte.
Zeit aufzubrechen – ein toller Fototag!
Abends weißt du, was du getan hast! Ein Blick auf meine Health-App: Knapp 19 Kilometer gelaufen. Interessant wird es weiter unten. Schau dir die Stockwerke an, die meine App aus den Höhenmetern errechnet hat.
Federersee – fliegende Laubbläser in 2.000 Metern Höhe
Der Federersee ist ein Juwel unter den Dolomitenseen. Und es gibt ihn nicht zum Nulltarif: Der Preis ist ein fast zweistündiger Hike, der eigentlich durchweg bergauf geht – anstrengend!
Wir starten mit der Kopflampe auf der Stirn im Dunklen, wollen etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang am Seeufer in 2.000 Metern Höhe sein. Als wir unser Ziel erreichen, sitzen bereits sechs, sieben Fotografen im Hang am See. Einige sind schon seit Mitternacht hier. Frühes Erscheinen sichert eben gute Plätze, weiß jeder. Warum machen die das? Darum: Das Zielfoto der meisten ist ein Bild vom See mit spiegelglatter Oberfläche in der sich die herbstlichen Lärchen mit ihren orange verfärbten Nadeln spiegeln, die seitlich von der aufgehenden Sonne angeleuchtet werden. So ist der Plan.
Landschaftsfotografen unter sich. Der Mann mit der roten Jacke ist der Engländer, von dem ich weiter unten erzähle.
Feuer frei! Wenn die Lärchen im Herbst ihre Nadeln abwerfen und die morgendlichen Sonnenstrahlen seitlich hineinscheinen, sieht es aus, als würden Flammen lodern. Für dieses Foto hat sich der anspruchsvolle Hike in 2000 Meter Höhe gelohnt!
Ein Mann mit Humor!
Wir machen es uns ebenfalls im Hang „gemütlich“ und richten unsere Kameras ein. Ein durchtrainierter Engländer kommt hinzu, macht es sich schnaufend neben mir bequem:
„Puuuh, that was a dead serious hike up here!“
„That’s true!“
„And a lot of Mosquitos here!“
Der Mann hat Humor! Er meint die vier Drohnen, die wie Laubbläser über unseren Köpfen kreisen. Pünktlich zum Sonnenaufgang kommen diverse Instagramer am See an. Die kannst du daran erkennen, dass sich die jungen Mädels das unpassend dünne Kleidchen überwerfen und ihre männlichen Begleiter sie wieder und wieder beim unbeschwerten Haare schütteln filmen und fotografieren müssen. Irgendwie rührend und lustig anzusehen. Hier laufen sie aber im Dutzend den seit Stunden ausharrenden Fotografen ins und durchs Bild. Nun ja, der See „gehört“ ja keinem, aber in Sachen Reihenfolge lässt das schon manchen Knipser grimmig werden. Mich auch. Laut „Fotografen-Knigge“ spricht man sich in solchen Situationen untereinander ab, sodass man sich nicht gegenseitig im Bildausschnitt hat. Win-win! Aber was bedeutet das schon hier oben?
Grenzwertig wird es in Kürze. Jetzt, wo die Sonne hochkommt und ihre ersten warmen Strahlen gleich die Lärchen beleuchten werden. Es kribbelt im Auslösefinger. Es ist immer ein sehr spannender Moment, wenn du weißt, dass das beste Licht unmittelbar bevorsteht.
Die ersten Instagramer-Drohnen fliegen im Tiefflug über den See. Der Propellerwind der kleinen Nervensägen zerstört die spiegelglatte Oberfläche des Gewässers, das nun leichte Wellen aufweist. Spiegelung adé! Wir erinnern uns: Die Fotografen, die hier teils seit Stunden ausharren, warten genau auf diese Spiegelung! Hach, Natur ist in ihrer Ruhe und Unberührtheit schon was Schönes, gell?
Der Pragser Wildsee – Millionenfach fotografiert. Aber noch nicht von uns!
Bis zum letzten Tag sprechen Holger und ich darüber, ob wir uns den Pragser Wildsee antun oder nicht. Der glasklare Bergsee mit seinem türkisfarbenen Wasser ist DAS Motiv in den Dolomiten. So wie der Eiffelturm in Paris, die Elbphilharmonie in Hamburg, die Tower Bridge in London. Es wird also voll, sehr voll! Andererseits reizt der Bootssteg mit seinen traditionellen Holzbooten uns natürlich auch. Man mag sich fragen: Warum fotografiert ihr es, wenn es doch schon millionenfach fotografiert worden ist? Holger antwortet dann immer: „Stimmt, aber noch nicht von mir!“ Sehe ich genauso.
Wir entscheiden uns für einen Versuch am Abreisetag. Pünktlich eine Stunde vor Sonnenaufgang lassen wir uns durch das Verkehrsleitsystem (welches es nur wegen des Sees gibt) zum gebührenpflichtigen Parkplatz treiben. Immerhin: Die sonst vorgeschriebene Online-Vorabbuchung für den Parkplatz entfällt zu dieser Zeit.
Und dann liegt er vor uns, der berühmte Pragser Wildsee. Es herrscht ein wenig Trubel, ja. Aber es ist nur mittel-schlimm, deshalb halten wir uns hier auch knapp zwei Stunden auf. Ich bin froh, den See gesehen und fotografiert zu haben. Über einen zweiten Besuch müsste ich allerdings nachdenken…
Ist schon ein toller Blick, oder? Warum ich das Bootshaus unten rechts beschnitten habe? Zu viele Menschen im Bild!
Die berühmten Holzboote am Pragser Wildsee kannst du für eine Bootstour (oder als Foto-Accessoire) mieten.
Der Steg aus einer anderen Perspektive. Im Sommer ist hier doppelt so viel los. Ach, dreifach oder vierfach!
Die kleine Kapelle am See macht mich an – mystisch irgendwie!
Alles in allem war alles dabei!
Über unsere Fotoausbeute und das Wetter können wir uns kaum beschweren. Eine Dolomiten Fotoreise könnte dich locker mit 7 Tagen Regen und Bewölkung völlig frustrieren. Der Ansturm (und wir gehören selbst dazu) in die Berge macht mich jedoch nachdenklich. Es ist verstehbar, dass diese einmalig schöne Berglandschaft seit 50 Jahren in Folge (!) wachsende Touristenzahlen verzeichnet. Was das inzwischen allerdings für die Berge und die einheimischen Bewohner bedeutet, möchte ich mir im Detail gar nicht vorstellen. Verständlich, dass es längst Initiativen gibt, die für einen nachhaltigeren und reglementierten Tourismus kämpfen. Hoffen wir, dass es dann nicht so ein Sylt-Ding wird: Die Reichen teilen die Region unter sich auf. Na ja, zur Not geben wir den Punks Bescheid, die im vergangenen Jahr dank 9-Euro-Ticket die Nordseeinsel gekapert und die bessere Gesellschaft durch ihre Anwesenheit pikiert haben. (Ist ja nur Spaß!)
Lust auf Berge bekommen? Ach komm, ich schieb sie dir eben rüber!
IN EIGENER SACHE:
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