Florian denkt nach – meine schönsten (und schlimmsten) Fotomomente 2021

Was bisher geschah: Nach einem katastrophalen 2020er Corona-Jahr bin ich also irgendwie ins zweitausendeinundzwanzigste Jahr n. Chr. hineingescheitert. Endlich vorbei! Aufstehen, Krone richten, weitermachen! Wer hätte damals geahnt, dass 2021 genauso weitergeht – und zwar bis heute!? Ich finde ja, dass Corona auch eine psychische Erkrankung ist. Ganz egal, ob du’s hast, hattest oder hasst: Irgendwie verändert es die Menschen. Bei mir jedenfalls hat es für einige Rochaden im Freundeskreis und beruflichen Umfeld gesorgt. 

Leichtere Kost – hier soll es um Fotografie gehen! Nach dem Jahreswechsel rette ich meinen Kontostand noch einige Wochen mithilfe eines 450-Euro-Jobs über die Zeit. Ich versuche, mit der Gelassenheit eines Hindu-Königs auf das zu warten, was da hoffentlich kommen möge – die Fotosaison 2021. Nach der kleinen Kälte zum Jahreswechsel folgt bald die große Kälte mit Schnee, Glätte, Eiszapfen und zugefrorenen Gewässern. Simsalabim! Das kommt mir aus fotografischer Sicht gleich mehrfach gelegen.

Winter is coming

Für den Hamburger Winterdienst Borchers hatte ich in der Vergangenheit mehrere Fotoaufträge übernommen, für die echten Winterbilder, also die mit Schnee und Räumfahrzeugen, fehlte in der Vergangenheit der Schnee. „Sobald es schneit, musst du uns mal mit dem Fotoapparat begleiten, Florian!“ So waren wir die letzten beiden Jahre verblieben. Dann geht es ganz fix. Das Wetter hält sich an den Wetterbericht und es schneit, schneit, schneit. Noch in der gleichen Nacht (und am nächsten Tag) begleite ich das fleißige Borchers-Team und kann die Speicherkarten mit Winterdienstbildern vollmachen, die heute die Homepage der zuverlässigen Schneeschipper zieren. 

Zwischen Anruf („Es schneit, Florian! Kannst du heute Abend Fotos machen?“) und Schneetreiben liegen nur wenige Stunden. Fast zwei Jahre hatten Winterdienst Borchers und ich auf diesen Moment gewartet. 

Ein Blitzlicht habe ich hinter Lino versteckt, um diese Gegenlichtsituation zu erzeugen.

Winterdienst-Romantik: Sonnenaufgang!

Da bekommt man (fast) Lust auf Schneeschippen.

Und ich nutze die kalten Tage und zugefrorenen Gewässer, um für das Anglermagazin „Fisch & Fang“ Foto- und Textmaterial zum Thema Eisangeln in Mecklenburg-Vorpommern zu erstellen. Solche Bilder sind schließlich auch nicht in jedem Jahr möglich! Chance nutzen! Auch witzig: Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, ist die Januarausgabe 2022 im Zeitschriftenhandel (oder hier versandkostenfrei: Januarausgabe Fisch & Fang) erhältlich, in dem auf gut 15 Seiten meine Fotos erschienen sind. 

Eisangeln ist in unseren Breitengraden nicht in jedem Jahr möglich. Im Februar ’21 passt alles und ich kann den Fishing-Guide David Bernhardt in Mecklenburg-Vorpommern mit der Kamera aufs Eis begleiten. In diesen Tagen ist das Ergebnis auf gut 15 Seiten im Anglermagazin erschienen und ist bis Ende des Monats im Zeitschriftenhandel erhältlich.

David schafft es sogar aufs Cover!

Noch mehr winterliche Landschaften fotografiere ich in der Lüneburger Heide, sowie an der Ost- und Nordsee. Ein Traum, dass ich mein umfangreiches Bildarchiv mit einigen Gigabyte Winterfotos auffüllen kann. 

Kleine Welt ganz groß – Eiskristalle im Gegenlicht der aufgehenden Sonne.

Behind the scenes – mein langjähriger Fotobuddy Holger Kröger machte dieses Foto von mir an einem frostigen Februarmogen. (Danke, Holger!) Das Ergebnis siehst du unten: 

Ganz schön kalt!

Am Leuchtturm Obereversand sind einige Tage später Schnee und Eis schon wieder Geschichte. Kalt ist es trotzdem. Auch, wenn es auf diesem Foto nicht danach aussieht.

Das letzte Kind hat Fell

Im März kommt Leben in die Bude. Läufers sind auf den Hund gekommen! Mein neuer Fotobuddy heißt Milow und bringt erstmal den Alltag ganz schön durcheinander. „Wuff-wuff!“ Was soll’s, die Kids sind längst erwachsen, da fangen wir nochmal von vorne an. Wie sagt man? „Das letzte Kind hat Fell!“ Isso!

Gestatten, Milow! 

Ich kann auch anders!

Süß, oder?

Fotografisch ist sonst nüscht los. Hier und da mache ich einige Produktfotos für verschiedene Online-Shops, nichts Aufregendes. Schattenfrei ausgeleuchtete Produkte auf weißem Grund. Menschen fotografieren ist spannender.

Ende des Monats kommt eines meiner schönsten Fotoprojekte 2021 ins Spiel. Ich erstelle in der Atelier-Werkstatt von Frank Pressentin ein fotografisches Portrait von ihm und seiner künstlerischen Tätigkeit als Erschaffer hochwertigster Schreibgeräte unter der Marke „Elbwood“. Man muss sich das vorstellen: Füllfederhalter aus edelsten Materialien in Einzelanfertigung. Da kostet ein fertiges Schreibgerät zwischen 1.000 und 8.500 Euro! Man fängt automatisch an zu flüstern, wenn man solch ein edles Stück in den Händen hält. 

Ich liebe die Fotos, die an diesem Tag entstehen. Frank Pressentin „The Penmaker“ auch. Inzwischen werden die Bilder von dem Autodidakten auf seiner Webseite, in Infobroschüren und in verschiedenen Magazinen verwendet. Tolles Fotoprojekt, super Typ!

Die Atelier-Werkstatt von „The Penmaker“ Frank Pressentin.

Frank Pressentin – The Penmaker hinter der Marke Elbwood.

Die Feder ist aus purem Gold.

Mit kleinen, selbstgebastelten Reflektoren setze ich einen der exklusiven Füller ins rechte Licht.

Unter anderem in der deutschsprachigen Ausgabe der „Heritage Post“ werden meine Fotos verwendet. (Handyfoto)

Fotografieren im Untergrund

Die Sache mit dem U-Bahnhof ist dann mein April-Highlight und ein Beweis, dass dich freie Arbeiten immer irgendwie weiterbringen. Und das kam so: Gleich im allerersten Corona-Lockdown 2020 wurde mir schnell langweilig und ich wollte nicht auf der Couch verkümmern. Ich fotografierte Hamburgs schönste U-Bahnhöfe und bastelte aus den Ergebnissen einen vielbeachteten Blogartikel. Nur so, um fotografisch und kreativ im Spiel zu bleiben. 

Jetzt, ein Jahr später, klingelt das Telefon zu diesem Blogbeitrag. In Kurzform: Man habe die Fotos gesehen, sei begeistert und als professioneller Ladenbauer gerade dabei, einen groooßen Edekamarkt direkt über dem U-Bahnhof Mümmelmannsberg in Hamburg einzurichten. Das Ganze soll an die darunterliegende Bahnstation erinnern, bestenfalls mit meinen Fotos. „Hätten Sie nicht Lust, in ihrem Stil den Bahnhof als Auftragsarbeit zu fotografieren? Die Bilder sollen später in gut drei Metern Größe gedruckt und aufgehängt werden. Ist das was für Sie, Herr Läufer?“ Darüber muss ich nicht allzu lange nachdenken…

Industriefotografie im U Bahnhof Mümmelmannsberg in Hamburg

Der U-Bahnhof Mümmelmannsberg im Hamburger Stadtteil Billstedt.

Der U-Bahnhof Mümmelmannsberg im Hamburger Stadtteil Billstedt

Industriefotografie im Hamburger U-Bahnhof

Industriefotografie im Edekamarkt Woelm in Hamburg. Foto: Florian Läufer

Und so sieht das alles einige Wochen später im neu gestalteten Edekamarkt aus.

Der Edekamarkt Woelm in Hamburg-Billstedt mit Fotografien von Florian Läufer

Zwei Dutzend Schwarzweiss-Portraits

Mit einem umfangreichen freien Projekt lasse ich den April ausklingen. Die Idee: Ich möchte gut 20 vollkommen unterschiedliche Personen fotografisch portraitieren. In Schwarzweiß und vor weißem Hintergrund. Dazu stets das gleiche Licht, stets das gleiche Set-up, stets die gleichen Kameraeinstellungen, stets der gleiche Barhocker, den ich für diese Portraits für einen Zehner auf ebay-Kleinanzeigen kaufe. In der Bildbearbeitung verzichte ich auf echte Retusche und verleihe den Ergebnissen lediglich einen kontraststarken, körnigen Look und mache den Hintergrund gleichmäßig weiß. That’s it! Herausgekommen sind – trotz aller Gleichheit – vollkommen unterschiedliche Fotos. 

Charakter-Portraits - Fotograf: Florian Läufer, Hamburg

Mein Schwarzweiß-Fotoprojekt hat mich mit etlichen interessanten Menschen zusammengebracht.

Die Hochzeitssaison

Jetzt sollte eigentlich die Zeit der Hochzeiten beginnen. Zwischen April und Oktober ist meine Fotografie geprägt von Trauungen – normalerweise. Doch es kommt wie im vergangenen Jahr: Stornierungen am laufenden Band. Viele Paare sagen ihre Hochzeit ab, manche feiern trotz der Corona-Einschränkungen, wenn auch im stark reduzierten Umfang. Dafür ist dann allerdings kaum noch ein Fotograf vonnöten. Klar, wenn du mit acht statt achtzig Gästen in der Kirche sitzt, betrachtet man die Dinge anders.

Und dennoch: Einige Vermählungen mit überschaubarer Gästezahl (und ohne Tanz und Musik) bleiben, in die kniee ich mich umso mehr rein. Und so werden die Trauungen von Lisa & Timo, Anja & Lars und Carolin & Lukas für mich immer etwas Besonderes sein. Später kommen noch Ricarda & Marco, Caroline & Manuel und andere Kurzentschlossene hinzu.

Natürliche Hochzeitsfotos Hamburg und Norddeutschland

Lisa & Timo in Nortorf

Hochzeitspaar im Oldtimer nach der Trauung. (Fotografiert von Florian Läufer, Hamburg.)

Anja & Lars werde ich in 2022 wiedersehen. Nach der standesamtlichen Trauung in diesem Jahr wird im kommenden ein großes Fest gefeiert! Freu mich drauf!

Hochzeitsfotos am Baumwall auf der Gangway zur Cap San Diego

Die Gangway zur Cap San Diego an den Hamburger Landungsbrücken wird man nur selten ohne Menschen fotografieren können. Die Coronaeinschränkungen machen es in diesem Fall möglich, sodass Carolin & Lukas zu einem sehr individuellen Hochzeitsfoto kommen.

Hochzeitsfotos im Wald. Der Fotograf Florian Läufer drückte hier auf den Auslöser

Ricarda & Marco mochten den Wald in der Nähe der Location – ich auch!

Landhochzeit in Brandenburg - Hochzeitsfoto

Caroline & Manuel – auch hier sind Holz und Natur ein Thema. Caroline ist Landwirtin, Manuel Forstwirt. Logisch, dass wir diese Kulisse aufgreifen.

Ach, und noch ein toller Moment für mich: Für eines meiner im Vorjahr gemachten Fotos erhalte ich bei den „Masters of German Wedding Photography“ einen Award von der internationalen Jury verliehen. Dieser Fotwettbewerb findet im deutschsprachigen Raum auf sehr hohem Niveau statt. Der gewonnene Award ist eine hervorragende Bestätigung für mich, mit meiner Fotografie auf dem richtigen Weg zu sein. *Florian stolz!

 

Tschüss, Photobooth!

Apropos: Meine Fotobox, die ich 2019 für Hochzeiten und Events anschaffte und mit zwei Partnern als eine klitzekleine Personengesellschaft führte, war schon 2020 pleite. Corona halt! Sich mit einem Dutzend halbbetrunkener Gäste vor einer Fotobox auf engstem Raum zu präsentieren, ist vermutlich das Letzte, was je wieder erlaubt sein wird. In der Hoffnung auf ein besseres 2021 kaufe ich Anfang des Jahres die „Konkursmasse“ (also die Fotobox) meiner soeben abgewickelten Gbr ab. To make a long story short: Ich hatte sie im laufenden Jahr kein einziges Mal im Einsatz. Inzwischen sind die Geräte in einer dunklen Kellerecke abgestellt und ich möchte an dieses Abenteuer nicht mehr denken. Es ist verzwickt: Nicht nur, dass der Umsatz der Fotobox seit Februar 2020 bei null Euro liegt. Die Abwicklung der Personengesellschaft muss aus Komplexitätsgründen der Steuerberater übernehmen, der dafür mit einem Stundensatz von 135,- Euro plus Steuer entlohnt werden musste. So sieht sie also aus, die schnelle unbürokratische Hilfe, von der im Fernsehen immer berichtet wurde. Soll ja alles seine Richtigkeit haben. Resteverwertung? Doppelt blöd: Der Wert der Photobooth-Anlage liegt bei mehreren Tausend Euro. Theoretisch. Praktisch ist ein Photobooth in Coronazeiten ungefähr so gut zu verkaufen, wie Eisschränke in Alaska. Nun steht sie also seit zwei Jahren im Keller herum…

Meine aufwändig gestaltete Fotobox werde ich 2022 nicht weiter betreiben – schade.

Die zweite Jahreshälfte – es geht bergauf

Genug der Schwarzmalerei. Im Juni ergibt sich wieder eine Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Seenland Oder/Spree e.V., mit dem mich eine langjährige Kooperation verbindet. Die Zielgruppe der Brandenburger Touristiker hat sich im Laufe der Zeit erweitert. Von der Generation der „Best Ager“ (50+) hin zu deren Nachwuchs (25 bis 35). Und so streife ich (inzwischen selbst „Best Ager“) einige Tage mit einer Handvoll Laien-Models und den Mitarbeiterinnen des Tourismusverbandes durch die Wälder und an die Ufer Brandenburger Gewässer. Ich liebe diese naturverbundenen Shootings!   

Die Zielgruppe der Touristiker hat sich erweitert. Mit ihren „Slow Trips“ sollen hauptsächlich junge Menschen angesprochen werden. „Slow Trips“? Gemeint sind damit kreative Reiseerlebnisse abseits üblicher Klischees. 

Enjoy! Wer möchte dort jetzt nicht sitzen und den Sonnenuntergang genießen?

Back to Hamburg: Die Zusammenarbeit mit dem jungen Team der Braaker Mühle hat sich in diesem Jahr intensiviert. Die Bäckerei – mit immerhin 24 Filialgeschäften – setzt im Marketing intensiv auf Social Media und hat dadurch ständigen Bedarf an neuen Fotos. Zwischenmenschlich passt es perfekt bei uns – eine tolle Grundlage. Und so fotografiere ich im Laufe des Jahres alle (!) 24 Filialen (mein Favorit: Semperstraße!) für den in Kürze neu gestalteten Internetauftritt der Brot- und Brötchenprofis. Dazu Mitarbeiter- und Kampagnenfotos und, und, und. Spannend!  

Die Filiale in der Semperstraße in Hamburg-Winterhude ist aus stylischer Betrachtung mein Favorit. Sieht gemütlich aus, gell!? Reinsetzen, Kaffee trinken!

Diversity-Fotoshooting in der Braaker Mühle

Zwei Kolleginnen der Braaker Mühle beim Fotoshooting mit Florian Läufer aus Hamburg.

Mitarbeiterfotos – anders, frech & frisch! Als Fotograf ist es ein Traum, in diesem Stil fotografieren zu können.

Mitarbeiterin Braaker Mühle beim Fotoshooting. Fotograf: Florian Läufer

Portrait Unternehmensfotografie

Unternehmensfotografie Hamburg - witzige Handwerkerfotos in der Bäckerei Braaker Mühle.

Stellenanzeige mit Witz

Eines der vielen Bildergebnisse in meinen Händen: Wer mit so einem Plakat Mitarbeiter sucht, für den ist „Diversity“ nicht nur ein Modewort. (Handyfoto)

Das 5-Kilo-Hochzeitsbuch

Im Sommer hat sich die Coronalage beruhigt und wir alle denken, dass Corona nun endlich ausgestanden ist. Tolles Gefühl. Jetzt steigt die Nachfrage! Ich fotografiere einige kurzfristig organisierte Hochzeiten, werdende Mamas mit ihren Babybäuchen und gewordene Mamas mit ihren Babys. Es fühlt sich gut an, endlich wieder normal arbeiten zu können – nach 1,5 Jahren Dauereinschränkung. Dass das alles nur eine Fata Morgana ist und sich zum Winter wieder massiv verschlechtern wird, daran denke ich jetzt nicht. Möchte ich auch nicht. Wir haben unser altes Leben zurück. Jiieeehhaaaah!!! 

Natürliche Babybauchfotos fertigt der Fotograf Florian Läufer aus Hamburg an.

Babybauch-Shooting in der Abendsonne

Was um alles in der Welt willst du mit einem Fotostudio, wenn dir die Natur die schönsten Kulissen bietet? Eben! Ich werde auch in den kommenden Jahren auf ein eigenes Studio verzichten und überwiegend Outdoor fotografieren. Und wenn ich doch mal eines brauche, lässt es sich jederzeit tageweise mieten.

Glückliches Paar beim Babybauch-Fotoshooting

Die hochschwangere Franziska in der blühenden Heide

Ein Outdoor Babybauch-Shooting mit blühender heide im letzten Abendlicht der Sonne

Matthias & Franziska beim Outdoor Babybauch-Shooting bei Hamburg

Natürliche Newbornfotos vom schlafenden Baby.

Meine Babyshootings finden grundsätzlich als Homeshooting statt. Einige Accessoires habe ich im Gepäck.

Natürliche Babyfotos in Hamburg bei gedämpften Licht

Ganz besonders wird mir in dieser Zeit die Hochzeit von einem Paar in Erinnerung bleiben, das hier lieber ungenannt bleiben möchte. Ein rauschendes Fest im Oldenburger Land, ich fotografiere was das Zeug hält. Die Zusammenarbeit kam recht überraschend zustande. Für mich genauso wie für das Brautpaar übrigens. Denn: Ich selbst bin quasi das Hochzeitsgeschenk der Eltern! Und es geht weiter. Die Bildergebnisse kommen bei Gästen, Eltern und Hochzeitspaar so gut an, dass die Beschenkung in die zweite Runde geht: ein exklusives Fotobuch! Das gestalte ich gemeinsam mit der sympathischen Brautmama. Und was für die Ewigkeit gedacht ist, soll auch für die Ewigkeit gemacht sein! Mehr als fünf Kilo wiegt das Präsent als es aus dem Druck kommt. Die Präsentationsbox mit Leder überzogen, das Buch in Leinen gebunden, das Papier in bestmöglicher, schwerer Qualität. Aufgeschlagen ist das Fotobuch gut 80 Zentimeter breit! Ein Wahnsinnsgefühl, die eigenen Bildergebnisse in dieser Form betrachten zu können! Am liebsten hätte ich es selbst behalten.   

Bin ich zu teuer?

Und dann ist da im Sommer noch die Anfrage eines Unternehmens mit Welt(!)ruf. Alles klingt nach einem sehr spannenden und dauerhaften Fotoprojekt. Wie das bei solchen Unternehmen ist: Die Vergabe erfolgt nach Ausschreibung. Den Zuschlag würde ich gerne bekommen, gleichzeitig muss ich aus betriebswirtschaftlicher Sicht natürlich realistisch kalkulieren. Und das ist manchmal die Krux an solchen Ausschreibungen: Gehst du zu hoch ran, erhält oft der günstigere Anbieter den Zuschlag. Bist du an dem Projekt vom Herzen her interessiert, kann es sich schon aus Prestige-Gründen lohnen. Gehst du allerdings zu niedrig ran, wertest du deine Leistung ab, kannst unglaubwürdig erscheinen und bist am Ende vermutlich schon aus diesem Grund unzufrieden. Und überhaupt: Wer möchte schon unter Wert arbeiten? Ich löse die Situation so, dass ich mit dem niedrigstmöglichen Stundenlohn eines steuerzahlenden Handwerkers die zu erwartenden Arbeitstunden multipliziere. Darunter geht nicht. Zusätzlich darf ich noch ein (kostenloses) Probeshooting absolvieren, um meine Chancen zu erhöhen, in den erlesenen Kreis der Angebotsabgeber zu kommen. Meine Bildergebnisse bewertet mein potenzieller Auftraggeber nach dem Shooting mit „sehr gut“. Einige Wochen später die Absage. In gebogenen Worten wird mir erklärt, mein Angebot sei zu hoch gewesen, man habe sich für einen günstigeren Bewerber entschieden. „Alles Gute für die Zukunft.“ „Danke, Ihnen ebenfalls!“

Kirche & Kiez

Eine kleine Besonderheit ist im September die Kieztour mit der Pastorin Angelika Gogolin, die ich vor einigen Jahren über die Hochzeitsfotografie kennenlernte und zu der ich heute ein freundschaftliches Verhältnis habe. Ja, du hast richtig gelesen: Eine echte Pastorin auf der Hamburger Reeperbahn im Stadtteil St. Pauli! Was es damit exakt auf sich hat, kläre ich im zeitigen Frühjahr in einem eigenen Blogbeitrag auf. Aktuell müssen wir die Hintergründe noch topsecret halten. Aber so viel darf ich spoilern: Ich habe eine echte Pastorin im Freudenhaus auf der Reeperbahn fotografiert! Abgedreht!

Pastorin Angelika Gogolin im Freudenhaus auf dem Hamburger Kiez

Pastorin Angelika Gogolin im Freudenhaus auf St. Pauli. Da fragt man sich: Was will sie dort? Dazu bald mehr…

Mit den Hochzeiten von Lisa & Thorben, Katharina & Nils und Jessica & Max neigt sich der Herbst seinem Ende entgegen. Die drei Trauungen waren tolle Abschlüsse mit drei super sympathischen Paaren für mich. Und dass mit einer fotografierten Hochzeit nicht automatisch die Verbindung wieder auseinander geht, kommt häufig vor. Oft klingelt ein bis zwei Jahre später das Telefon mit einer Anfrage für ein Newborn-Shooting. Bei Thorben ist es anders: Kurz vor der Hochzeit mit Lisa hat er sich als Tischlermeister selbstständig gemacht, benötigt nun Bilder für seinen Internetauftritt, der in den kommenden Wochen fertiggestellt sein wird. Beim Shooting erkenne ich neben seinem handwerklichen Geschick seine Liebe zum Beruf und beauftrage wiederum ihn im Nachgang, um mir ein spezielles Möbelstück herzustellen. Networking at it’s best! 

Hochzeitsfotos beim Cafe Langes Mühle

Die mag ich: Thorben & Lisa! 

Die Anfrage zur fotografischen Begleitung der Hochzeit von Jessica & Max war extreeem kurzfristig! Spontan kann ich!

Scheunenhochzeit in Niedersachsen. Hochzeitsfotograf war hier Florian Läufer aus Hamburg.

Katharina & Nils hatten hingegen schon einmal verschoben, die freie Trauung samt großer Feier fand dann aber im September endlich statt. Tolles Paar!

Tischlermeister Thorben.

Thorben ist ein ungewöhnlicher Tischler. Seinen Meister hat er mit Bestnote bestanden, sein Arbeitsalltag ist von maximaler Flexibilität geprägt. Der Holzprofi arbeitet aus seinem Auto heraus direkt beim Kunden. Die Werkstücke werden in (s)einer kleinen Werkstatt vorgefertigt. Meine Aufgabe besteht darin, dies in atmosphärischen Fotos für seine Webseite herauszuarbeiten. 

Portraits: Menschen im Beruf

Bleiben wir beim Handwerk. Die Fotografie von Menschen im Beruf wird 2021 ein großes Thema für mich, das ich in den kommenden Jahren ausbauen möchte. Schon immer liebte ich es, Handwerker mit dem Fotoapparat zu portraitieren. Auf meinem Blog findest du etliche Beiträge zu diesem spannenden Fotothema. (Klicke unter „Themen“ einfach auf „Unternehmensfotografie“, um dir die Beiträge anzeigen zu lassen.) In diesem Zusammenhang bewarb ich mich auf zwei Ausschreibungen der Hamburger Handwerkskammer und erhielt jeweils den Zuschlag. Darum geht es dabei: Im Rahmen eines Integrationsprojektes sollen Handwerkerinnen und Handwerker mit Migrationshintergrund in ihren Betrieben portraitiert werden. Grundlage sind die jeweiligen Erfolgsgeschichten, die sich aus der erfolgreichen Integration und Anerkennung der fachlichen Leistung ergeben haben. Noch sind die Projekte (hinter denen ein Dutzend Fotoshootings stecken) nicht abgeschlossen und ich darf aus rechtlichen Gründen (noch) keine Ergebnisse zeigen. Ich fotografierte Menschen aus Afrika, Syrien, England, Rumänien, Irak und erhielt Einblicke in die bewegenden Geschichten dahinter. Ich führe das nicht weiter aus. Ich meine: Wir können uns sehr, sehr glücklich schätzen, in einem der reichsten Länder dieser Welt zu leben, in dem Demokratie (mit all ihren Unzulänglichkeiten und Kuriositäten), Meinungs- und Pressefreiheit herrschen. Ausrufezeichen!   

Mit dem Fotoapparat belauscht: traditionelles Handwerk

Außerhalb der Handwerkskammer-Projekte führt mich der Fotoapparat Ende November in den Stadthafen von Eckernförde. In der Frau Clara-Straße (heißt tatsächlich so!) brodelt es ordentlich in den Töpfen der Bonbonkocherei von Hermann und Heike Hinrichs. Altes, traditionelles Handwerk – ich liebe das! Aus viel Zucker, Glucose und einigen Farb- und Aromastoffen werden hier mithilfe jahrzehntealter Bonbonwalzen süße Leckereien in Handarbeit hergestellt. Ich darf die Herstellung und die Menschen dahinter fotografieren. Und ich darf probieren – lecker! Ein Fotoprojekt für alle Sinne! 

Achtung, heiß!

„Wuuusch!“ Mit 160 Grad Celsius wird der Bonbonteig auf die Arbeitsplatte gegossen.

Einfärben des Bonbonteiges durch Firmeninhaber Hermann Hinrichs.

Dann muss alles ganz schnell gehen. Kühlt der Teig aus, wird er hart und kann nicht mehr weiterverarbeitet werden.

Fotoreportage über das traditionelle Herstellen von Bonbons

Das Aussieben der Bonbons

Ein tolles Foto dieses Firmenportraits: Der Koch am Dragierkessel

Bonbonkocher Kai bei der letzten Veredelung der Leckereien. War ein tolles Fotoprojekt! 

Der Unfall zum Jahresende

Die zweite Jahreshälfte fühlt sich aus beruflicher Sicht seit Ausbruch der Pandemie erstmalig wieder fast normal an. Die Auftragslage erreicht phasenweise Vorkrisenniveau. Der Verlust aus 1,5 Jahren Pandemie bleibt Verlust und ist nicht wieder aufzuholen, das steht fest. Jetzt möchte ich aber nach vorne blicken und da darfst du nicht nach hinten denken! Ich gönne mir eine einwöchige Auszeit. Die erste seit 2019. Um die Fotoaufträge der letzten Monate Revue passieren zu lassen, fahre ich: FOTOGRAFIEREN! Die Landschaftsfotografie ist bei mir das Hobby im Beruf. Geld ist damit kaum zu verdienen, dafür sind echte Leidenschaften aber vermutlich auch nicht gedacht. Es geht um mich, um die Weite, um das Wetter und vielleicht um EIN schönes Foto am Ende des Tages. 

Wohin es mich zieht? Auf die Insel Madeira mitten im Nordatlantik auf Höhe Marokkos. Und zwar unbegleitet, sieht man vom Fotoequipment ab. Die Kosten – überschaubar. 300 Euro Flug, 300 Euro Unterkunft, 300 Euro Mietwagen. Das gönne ich mir jetzt! 

Es sind vor allem die Nebelwälder und die Trekkingtouren im Gebirge, die mich fotografisch reizen. Ich genieße die ersten Tage sehr und bin mit der Fotoausbeute mehr als zufrieden. Gegen Mitte des Trips ist Sturm, sodass sich die eh schon beeindruckenden Atlantikwellen zu echten Brechern aufbauen. Die Ostsee? Ein Ententeich dagegen! In Seixal bricht die tosende See in zerklüftetes Lavagestein. Ein Traum zum Fotografieren. Auch, wenn man unmöglich die Wucht und den ohrenbetäubenden Lärm der peitschenden See auf einem Foto wiedergeben könnte. Ich bin wirklich ergriffen von diesen Eindrücken. 

Fast scheint es so, als würde der alte Lorbeerbaum nach mir greifen – gespenstisch!

Denken wir das Gleiche?

Für mich als Norddeutscher ist der Segeberger Kalkberg (das ist da, wo alljährlich die Karl May-Festspiele stattfinden) mit fast 100 Metern schon verdammt hoch. Auf diesem Foto beginnt der Weg auf Madeiras höchsten Gipfel: den Pico Ruivo mit 1862 Meter Höhe. In einer Woche bin ich viermal hochgestiegen, weil ich eine bestimmte Lichtsituation erleben wollte. Ob ich sie vorgefunden habe? Mehr dazu in Kürze in einem gesonderten Blogbeitrag. 

15.000 Euro Schaden?

Das Problem beim Fotografieren ist manchmal, dass man die Umwelt nur durchs Okular wahrnimmt. Daraus ergibt sich eine gewisse Distanz zum Geschehen. Es ist, als wäre der Fotoapparat ein Schutzschild, der dich unverwundbar macht. Mitten drin aber doch nicht ganz dabei. Ich möchte dicht ran an die Wellen, sie in ihrer vollen Dynamik abbilden. Zehn, zwölf Minuten lang passt meine Position zum Weißwasser der brechenden Wellen. Wir kommen uns nicht zu nahe. Dann rollt eine Welle ein, die nicht nur ein wenig, sondern gleich deutlich größer als alle vorherigen ist. Ich weiß, was mir blüht und mit diesem Gedanken ist bereits alles zu spät. Während die Welle bricht, reiße ich noch das Stativ nach oben, um es vor den Wassermassen zu schützen. Es hilft nicht. Der Rucksack mit dem Ersatzequipment lag eben noch knapp hinter mir, jetzt treibt er mit Schlagseite im fast brusttiefen Wasser. Ich hinterher. Ich kriege alles gegriffen, rette mich und die Ausrüstung ans Ufer. Außer einer zerrissenen Hose und einem geprellten Knie geht es für mich glimpflich aus. Die 15.000-Euro-Ausrüstung kann ich zur Hälfte abschreiben – das wird eine Woche später das Gutachten in Deutschland ergeben. Ich bin gut versichert, meine ich. Wie gut tatsächlich, werde ich nach der eingereichten Schadenmeldung wohl bald erfahren. Als wenn Corona nicht schon genug wäre… Auf ins neue Jahr!

Die raue Küste Madeiras. Aus der Höhe betrachtet denkst du: Bloß nicht runterfallen! Bist du mit den Wellen auf Augenhöhe, denkst du: Bloß nicht reinfallen! Dass mir letzten Endes eine Welle die Beine wegreißen würde, finde ich in der Nachbetrachtung fast schon unfreiwillig komisch. Wenn da nicht der große Kameraschaden wäre…

Hörst du es? 

Auf ins neue Jahr!

Nun geht in wenigen Tagen das Jahr zu Ende. Ich fühle mich durchgeschüttelt. Oder eher wachgerüttelt? Denn: Die vergangenen 12 Monate habe ich fast ein wenig pädagogisch wahrgenommen. Die Umstände haben mir Fragen gestellt. Was ist wichtig? Und was ist WIRKLICH wichtig? Wie will ich weitermachen? Wie gehe ich mit Krisen um? Und wie mit Erfolgen? Was macht es, wenn es mehr Krisen als Erfolge gibt? Welche Bedeutung haben materielle Dinge und welche hat Freiheit? Was macht frei – und was nicht?  

Mir geht es gut. Und Sorgen habe ich erst, sobald sie da sind. Nicht schon wenn ich sie mir vorher mache. Dies soll mein Mantra für 2022 sein. Bis auf Weiteres lasse ich den Auslöser also weiterrattern. Dabei werde ich (noch) mehr in die Natur gehen, so wünsche ich es mir. „Spaß und Zufriedenheit“ heißt meine neue Währung. Dies wird dazu führen, dass ich nur noch Aufträge fotografiere, die 100% zu mir passen. Alle anderen empfehle ich an meine Berufskollegen weiter. Auch eine Form von Freiheit – die ist mir wichtig. 

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