Freie Arbeit: Der Lorbeerwald in Fanal (Madeira)
Der Lorbeerwald in Fanal auf Madeira hat viele Namen – und noch viel mehr Gesichter! Bei den „Gesichtern“ komme ich als Fotograf ins Spiel (dazu gleich mehr), vorher müssen wir ein paar Begrifflichkeiten klären. Denn: Der Lorbeerwald hat so viele Bezeichnungen, dass man sich bald fragt: „Ja wie denn nun?“ Gemeint ist meistens das Gleiche – dieses unwirklich anmutende (und häufig in dichtem Nebel stehende) Areal mit seinen uralten Lorbeerbäumen von deren knochigen Ästen Moose und Farne wie abgerissene Fetzen herabhängen. Sieht aus wie im Gruselfilm. Mystisch, geheimnisvoll, abgründig, gespenstisch. All das hat das Zeug dazu, dass Madeiras Lorbeerwald seit 1999 als UNESCO Weltnaturerbe ausgezeichnet ist. Muss man erstmal schaffen.
Und so wird dieses Gebiet häufig als Märchen- oder Feenwald, manchmal auch als Nebelwald oder Magical Forest benannt. Andere nennen es Posto Florestal Fanal, womit aber richtigerweise eine Waldstation gemeint ist, die hier im gleichen Gebiet (Fanal) zu finden ist. Ein bisschen falsch – oder zumindest doppeltgemoppelt – ist „Lorbeerwald Laurisilva“, weil Laurisilva übersetzt Lorbeer heißt. Genug der Spitzfindigkeiten, bei mir heißt dieser einzigartige Ort in diesem Blogbeitrag Lorbeerwald in Fanal – fertig.
Hereinspaziert! Welcome to the jungle…
Ganz schön unheimlich – der Typ im Vordergrund macht mir Angst mit seinen Klauen!
Zwei Bucklige unter sich.
Wir wollten Nebel und wir bekamen Nebel. (Fotocredit: Holger Kröger)
Fotoreise Madeira
Die bis zu 800 Jahre (!) alten Lorbeerbäume hatten mich schon im Dezember 2021 total geflasht, als ich einen ersten Solotrip nach Madeira unternahm. (Hier kannst du dir den Blogbeitrag dazu ansehen, bei dem ich einen Teil meiner Ausrüstung dem Atlantik opfern musste: Madeira im Dezember) Um ehrlich zu sein: Schon damals plante ich die Reise hauptsächlich wegen des Lorbeerwaldes in Fanal. Würde es den nicht geben, hätte ich Madeira als Destination für eine Fotoreise nicht auf dem Schirm gehabt. Jetzt der zweite Anlauf in 2023. Holger ist diesmal dabei, den die regelmäßigen Besucher meines Blogs von fast allen vorherigen Fototrips schon kennen. Man darf es so sagen: Wir sind inzwischen ein gut eingespieltes Team und haben schon manche Fotoabenteuer gemeinsam erlebt!
Twins!
Halbtot oder Halblebendig?
Eingespieltes Team! Icke (links) und Holger (rechts). Ich mag Holger. Auch wenn er bis heute keine Homepage mit seinem staunenswerten Schatz an Landschaftsfotos hat.
„Der Breakdancer“
Holger auf Motivsuche.
Der Lorbeerwald in Fanal ist ein sehr stiller Ort. Ab und zu hörst du ein Vögelchen zwitschern. Ansonsten: silencium! Ganz anders an dem kleinen abgelegenen Teich – was für ein Lärm!
Wie viele Frösche zählst du? Hunderte von Ihnen haben sich zum Laichgeschäft in dem kleinen Gewässer versammelt und brüllen sich heiser. 90 Dezibel können die grünen Großmäuler beim Quaken erreichen. Interessant: Der Grenzwert für gesundheitsschädigende Lautstärke liegt bei 85 Dezibel.
Laichzeit!
Alle Wetter!
Nun magst du dich vermutlich fragen, warum ich ein zweites Mal den Lorbeerwald in Fanal besuche? Ich frage mich hingegen: „Wann fliege ich zum dritten Mal?“ Ganz ehrlich, aus fotografischer Sicht ist dieses Terrain unerschöpflich. Das Wetter wechselt mitunter im Fünf-Minuten-Takt und taucht die Szenerie abwechselnd in dichten Nebel, strahlenden Sonnenschein oder Bindfäden-Regen. Unzählige Bäume erlauben unzählige Perspektiven und Blickwinkel. (Hach, ich komme schon wieder ins Träumen!) All das diktiert uns unseren Fotoplan für die kommende Woche: Wir nehmen uns vor, dem Lorbeerwald in Fanal jeden einzelnen unserer sieben Tage zu besuchen. Nicht ohne Grund! Die ganz besonderen Lichtstimmungen sind es, die wir un-be-dingt erwischen wollen. Zehn Sterne wären: Sich auflösender Nebel, der im warmen Gegenlicht der untergehenden Sonne orangefarben beleuchtet wird. Man wird ja wohl noch träumen dürfen…
Hättest du DAS gedacht? Zwischen diesen beiden Aufnahmen liegen exakt sechs Minuten. Das Wetter ändert sich mitunter rasant im Lorbeerwald auf Madeira. (Bewege den Slider mit der Maus zum Vergleich nach links und rechts.)
Dies ist nah dran an der Lichtstimmung, die ich mir gewünscht habe: Ein letzter Nebelrest wird von Sonnenstrahlen durchdrungen. Das pünktlich zum Sonnenuntergang und ich hätte von Perfektion gesprochen. Naja, irgendwas ist ja immer…
Diese skurrile Baumgruppe steht dicht am Parkplatz, wo die Wanderrouten durch den Nebelwald beginnen. Schau mal, welchen Unterschied die verschiedenen Lichtstimmungen machen. Welche gefällt dir am besten?
Hier hat Holger mich beim Knipsen erwischt. Schöner Größenvergleich.
Star Wars „The Acolyte“ im Lorbeerwald in Fanal
Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Nach dem dritten Tag hat es sich ausgeträumt. Und zwar auf so absurde Weise, das kannst du dir nicht ausdenken – halt dich fest! Für Dreharbeiten des neuen Star Wars-Films „The Acolyte“ wurden während unseres Madeira-Aufenthaltes diverse ikonische Orte der Atlantik-Insel gesperrt, damit das Team der Disney Studios ungestört ihre Filmaufnahmen machen können. Auch der Lorbeerwald! Bitte was?! Da wird mal kurzerhand ein UNESCO-Weltnaturerbe für einen ganzen Monat gesperrt. Aaaargh!
So in etwa? Nach unserem dritten Tag im Nebelwald wird das gesamte Areal für den Rest des Monats gesperrt, weil hier für den neuen Star Wars-Film „The Acolyte“ Dreharbeiten stattfinden. Star Wars-Fans werden’s mögen, wir fanden es irgendwie nur mittelgut.
Glück im Unglück: Zumindest hatten wir drei Fototage im Lorbeerwald in Fanal bevor alles abgesperrt wurde. Bissl uncool war, dass dieser Umstand weder auf Madeiras Tourismus-Webseiten kommuniziert wurde, noch dass irgendwelche Schilder auf gesperrte Bereiche hinwiesen. Fühlte sich ein bisschen so an, wie vom schlecht gelaunten Club-Türsteher abgewiesen zu werden – wobei mir das im Club noch ziemlich egal wäre.
Was will man tun? Nütztjanix! Wir machen das Beste aus unseren drei Tagen und fotografieren was das Zeug hält. Unsere Traumbedingungen erlebten wir leider nicht, waren aber zumindest dicht dran. Unter uns: Ich bin trotzdem sehr happy mit meinen Bildergebnissen! Mal sehen, wie es beim nächsten Mal wird…
Manchmal muss man ein bisschen zu seinem Glück gezwungen werden. Als der Lorbeerwald in Fanal wegen der Filmarbeiten nach und nach gesperrt wurde, wichen Holger und ich auf abseits gelegene Abschnitte aus. Hierbei entstanden diese Bilder. Ich liebe die Ergebnisse!
Wie unzählige Krakenarme. Ich kriege Gänsehaut!
In eigener Sache
Vor einiger Zeit habe ich auf meiner Homepage einen klitzekleinen Webshop integriert, in dem du ausgesuchte Landschaftsfotos als Highend-Druck für deine Wohnzimmerwand ordern kannst. Einige der Fotos, die du in diesem Blogpost siehst, kannst du ab sofort in meinem Onlineshop erwerben. Hier kannst du dich ein bisschen umschauen: Wandbilder-Shop von Florian Läufer. Mit deinem Kauf unterstützt du mich bei meinen freien Arbeiten, die ich auf eigene Kosten in buchungsschwachen Phasen realisiere. Das können Fototrips (dieser hier war super: Färöer-Inseln), Portraitprojekte (wie zum Beispiel dieses hier: Charakterportraits in Schwarzweiß) oder auch ganz andere ausgefallene fotografische Ideen sein.
Wirken lassen.
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