Hamburgs Unterwelt fotografieren: U-Bahnhöfe in stylish!

Dass Hamburg die schönste Stadt der Welt ist? Geschenkt! Elbe, Alster, Bille und ganz viel Grün prägen des Stadtbild. Und wer von A nach B will, der nimmt den HVV! Häh? Als echter Hamburger weißt du: Gemeint sind damit die öffentlichen Verkehrsmittel. Seit meiner Kindheit lasse ich mich von U- und S-Bahn durch die Stadt chauffieren. Längst sind neue, fast futuristisch anmutende U-Bahnstationen wie zum Beispiel Überseequartier, Hafencity Universität oder die Elbbrücken hinzugekommen, andere zeigen sich seit anno dazumal unverändert. Nun habe ich mich mit dem Fotoapparat bewaffnet in den Hamburger Untergrund begeben und zeige euch die schönsten, schicksten und schrägsten Einblicke aus den U-Bahnhöfen der Hansestadt. Auf geht’s, die Tageskarte ist gelöst. Lass uns Hamburgs Unterwelt fotografieren:

Niendorf Nord (U2)

„Alle aussteigen bitte, alle aussteigen – diese Linie endet hier!“ Wer nach durchzechter Nacht in der Linie U2 eingeschlafen ist, kennt diese Lautsprecherdurchsage vermutlich genauso gut wie den Schrecken, der einem jetzt durch die Glieder fährt. Ja, dann stehst du also morgens um fünf in Niendorf Nord und fragst dich: „Wie komme ich jetzt nach Hause?“ Woher ich das weiß? Ach, lassen wir das… Jedenfalls erinnere ich mich noch an diese hässlich-schönen Stützpfeiler, die wie Krakenarme in die Decke greifen und beidseitig von schnöden Backsteinwänden flankiert werden.  Nein, hier möchte man morgens wirklich nicht aufwachen!

Strukturen der U-Bahnstation Niendorf Nord

Wie Krakenarme greifen die tragenden Pfeiler in die Decke.

Joachim-Mähl-Strasse  (U2)

Auf dem Rückweg kommen wir zwei Stationen später in der U-Bahnstation Joachim-Mähl-Strasse heraus. Gelb ist hier die alles beherrschende Farbe. Die Sonne geht auf! Na ja, nicht ganz. Aber zumindest gibt es Licht am Ende des Tunnels. Ursprünglich sollte diese U-Bahnstation 1987 eröffnet werden, Bauverzögerungen sorgten aber dafür, dass erst 1991 die erste U-Bahn hier einfuhr und somit die Linie von Hagenbeks-Tierpark in den Stadtteil Niendorf verlängerte. 

U Bahn - symmetrie fotografieren

Ich mag klare Symmetrien, gelb nicht ganz so gerne. Irgendwas ist ja immer…

Hagendeel (U2)

Wenn sich etwas durch Hamburgs U-Bahnhöfe zieht, dann sind es die bunten Kacheln. Ich frage mich schon ewig, ob die Kreativschmiede der Bahnhofsgestalter einen höheren Plan im Sinne hat. Jedenfalls mögen die Jungs knallige Farben! Im U-Bahnhof Hagendeel der Linie U2 sind es rote und grüne Fliesen, die mit weißen abgesetzt sind, während die tragenden Säulen weinrot gestrichen wurden. Als Fotograf liebe ich knallige Farben und symmetrische Formen. Hier werde ich aber das Gefühl nicht los, als blicke mich jemand an. Ist da was dran? 

kacheln im Bahnhof Hagendeel

„Was guckst du…?!“

Klosterstern (U1)

Wie von einem anderen Stern! Als einer der wenigen Vorkriegsbahnhöfe, befindet sich der U-Bahnhof Klosterstern nach einer Renovierung im Jahre 1980 großteils noch im architektonischen Originalzustand. So weit, so alt. Irgendwann wird sich jemand gedacht haben, dass zu den aquamarinfarbenen Kachel ein sattes Orange ganz gut passen könnte. Gesagt, getan: Wer die Stufen zur Linie U1 hinuntersteigt, wird rechts- und linksseitig von knallig-orangeroten Lichtkästen beleuchtet. Keine Macht den Drogen!

Eingangsbereich der U-Bahnstation Klosterstern

Der Eingangsbereich vom U-Bahnhof Klosterstern sah schon vor dem zweiten Weltkrieg so aus – und das ist nun wirklich lange her!

U-Bahn Klosterstern mit seinem bunten Eingangsbereich

Der Treppenabgang im U-Bahnhof Klosterstern – ganz schön psychedelish.

Messehallen (U2)

Im U-Bahnhof Messehallen sind wir nun in der Hamburger Innenstadt angekommen. Und: Von kantig, eckig, bunt werden wir in einem kreisrund gefrästen, fast farblosen Tunnel ausgespuckt – sehr spacig! Hier kann man getrost irgendeinen Raumschiff-Film drehen und niemand würde vermuten, dass sich 15 Meter weiter oben das 97.000 Quadratmeter große Messegelände befindet und die Grenze zum Stadtteil St. Pauli beginnt. Na, und ab dort ist Hamburg bekanntlich eh braun-weiß!

U-Bahntunnel Messehallen in Hamburg

„Beam me up, Scotty!“ Hat was von Raumschiff Enterprise, findest du nicht?

Kacheln

Paar Fliesen waren von den anderen Bahnhöfen noch übrig… 

Jolly Roger St. Pauli

Eine Etage höher vom U-Bahnhof Messehallen liegt gleich um die Ecke das Millerntorstadion und damit St. Pauli-Gebiet. Ab hier ist Hamburg braun-weiß.

Landungsbrücken (U3 & S-Bahn)

Im U-Bahnhof Landungsbrücken ist immer was los. Immer! Während sich draußen dicke Pötte und schnaufende Schlepper durch die Wechselströmung der Elbe schieben, Touristen Hafenluft schnuppern und sich die Möwen heiser krächzen, versuche ich also hier unter der Oberfläche Farben und Formen zu finden. Ganz ehrlich: Fotografisch gibt dieser Knotenpunkt aus meiner Sicht nicht so viel her. Diese beiden Gucklöcher haben mir dann aber doch noch gefallen und ich habe sie statt im hellen Braun, in schwarzweiß ausgearbeitet.

Architektur fotografieren

Untertage finden sich klare Strukturen, wer zehn Schritte aus dem Bahnhof Landungsbrücken hinaus wagt, darf sich in der Dämmerung über diesen Blick freuen. (Bild unten)

HDR-Aufnahme der Landungsbrücken während der blauen Stunde

Morgens, zwanzig vor vier in Hamburg: Blick vom „Stintfang“, der 26 Meter hohen Anhöhe am U-Bahnhof Landungsbrücken, auf die Elbe.

Jungfernstieg (U1, U2, U4 & S-Bahn)

Etwas weiter Richtung Innenstadt liegt der U-Bahnhof Jungfernstieg direkt an der wunderschönen Binnenalster, in deren Mitte die große Wasserfontäne speit und rot-weiße Alsterdampfer ihre Fahrgäste aufnehmen. Oben der Hotspot der Schönen und Reichen, unten ein Bahnhofskomplex auf drei Ebenen. So lange ich denken kann, sind die tragenden Säulen der U-Bahn-Ebene quietschgelb gefliest und fensterartig miteinander verbunden. Naja, wenn’s mal wieder modern wird, dann ist es halt schon da.

Jungfernstieg U-Bahnhof

Kaltes Neonlicht, leuchtendes Gelb, im minutentakt einfahrende Züge – das ist der U-Bahnhof Jungfernstieg.

Rolltreppen im U-Bahnhof Jungfernstieg

Hamburgs Unterwelt fotografieren – der Bahnhof Jungfernstieg geht über drei Ebenen.

Hamburg Jungfernstieg mit rot-weißen Alsterdampfern auf der Binnenalster

An der frischen Luft sieht es am Jungfernstieg ganz anders aus. Typisch für die Hamburger Binnenalster: die rot-weißen Alsterdampfer. Hast du den Eingang vom Bahnhof mit seinem blauen U auf diesem Bild schon entdeckt?

Meßberg (U1)

Dass der U-Bahnhof Meßberg Anfang der Sechziger fertiggestellt wurde, sieht man ihm an. Der Bahnhof liegt teilweise unter dem UNESCO-Weltkulturerbe Speicherstadt und Kontorhausviertel und passt so gar nicht zu den historischen Gebäuden, die von hier aus fußläufig zu erreichen sind.  Stumpfe, gelb- bis erdfarbige Kacheln zieren die Wände dieses Bahnhofs der Linie U1, die mittleren Säulen ragen pilzartig an die Decke. Wer’s mag…

U Bahnstation Messberg, Hamburg

Wer auf Gelb- und Erdtöne steht, ist im U-Bahnhof Meßberg genau richtig. Wer nicht, nicht! Macht nix – die Rolltreppe hoch, dann links rum, warten Speicherstadt und Kontorhausviertel als UNESCO-Weltkulturerbe auf die zahlreichen Hamburg-Touristen. Spätestens dort werden die Fotoapparate gezückt…

Messberg

Wasserschloss Hamburg zur blauen Stunde. Fotograf war Florian Läufer aus Hamburg

Das Wasserschloss in der Hamburger Speicherstadt gilt als das meist fotografierte Motiv der (meiner!) Hansestadt. Von der Brücke gegenüber lässt sich dieser Klassiker fotografieren. In der Dämmerung stehen hier die Fotografen wie an einer Perlenkette aufgereiht.

Treppenhaus Sprinkenhof. Foto: Florian Läufer

Super interessant: die Treppenhäuser im Kontorhausviertel. Dieses Bild ist im Sprinkenhof entstanden, wo es noch einen der wenigen Paternoster Hamburgs gibt. Übrigens, einen eigenen Blogbeitrag mit Hamburgs schönsten Treppenhäusern habe ich hier veröffentlicht: KLICK

Wartenau (U1)

Durch den U-Bahntunnel der Station Wartenau bin ich seit meiner Kindheit tausende Male gefahren – aber niemals ausgestiegen! Irgendwie ist das für mich ein Bahnhof zwischen zwei Welten: In Wandsbek aufgewachsen (und eingestiegen) hat es mich immer in die Hamburger City gezogen. Erst jetzt, als ich „sehend“ durch den Tunnel fuhr, sind mir die sattroten Fliesen aufgefallen. Kurz mal gegoogelt: Die sind tatsächlich erst 2008 angebracht worden. Die letzten 12 Jahre muss ich also im Blindflug durch den Bahnhof gefahren sein…

Red rules! U-Bahn Wartenau

Red rules! Mich macht die Kombination aus Schwarz, Weiß & Rot total an.

Überseequartier (U4)

Kommen wir zu den neueren Hamburger U-Bahnhöfen der Linie U4. Erste Station vom Jungfernstieg kommend hält die Bahn am Überseequartier. Knapp 20 Meter liegt der U-Bahnhof mit seinen acht Metern Deckenhöhe unter dem Geländeniveau. Eingeweiht wurde die blau geflieste Bahnstation 2012. Mann muss das Überseequartier als Gesamtkunstwerk betrachten. Die Fliesen sollen an Unterwasserwelten erinnern und ihre Farbe dunkelt mit der Tiefe immer weiter ab. Die silberne Decke imitiert (genauer: soll imitieren) die Wasseroberfläche, aus diversen Lautsprechern klingen Meeresrauschen und andere maritime Geräusche.

Vogelperspektive U-Bahn Überseequartier

Blau gemacht – das Überseequartier soll einer Unterwasserwelt nachempfunden sein. Damit man’s glaubt, wird über Lautsprecher Meeresrauschen eingespielt.

Blick in den U-Bahnhof Überseequartier

Das Überseequartier habe ich 2015 in der Nacht fotografiert. Als der (strunzbesoffene) Typ am Fahrplan mich bemerkt hat, begann er damit, mich zu bepöbeln und schwankte die Treppen hoch. Oha, schnell weg mit der teuren Kameraausrüstung..!

Hafencity Universität (U4)

Mein absolutes Highlight: Der U-Bahnhof Hafencity Universität, welcher ebenfalls 2012 eröffnet wurde. Der 200 Meter lange und ganze 10 Meter hohe U-Bahnhof entstand aus Entwürfen einer Gemeinschaftsarbeit von Architekten, Lichtplanern und Industriedesignern. Beleuchtet wird der Bahnsteig von 12 je sechs Tonnen schweren Lichtcontainern, die (jetzt kommt’s!) über die Abmessungen eines 20 Fuß-Schiffscontainer verfügen. Und es geht weiter: Die Beleuchtung wechselt in regelmäßigen Abständen ihre Farbe und wird von den dunklen Metallplatten der Wände reflektiert. Ich sag’s mal ganz salopp: Sieht schon sehr geil aus!

U-Bahnstation Hafencity Universität. Fotografiert für ein freies Projekt des Fotografen Florian Läufer

No words needed. Ich liebe diesen U-Bahnhof mit seinen Lichtcontainern!

Illumination der U-Bahnstation Hafencity Universität in Hamburg

Elbbrücken (U4 & S-Bahn)

Der neueste Coup des Hamburger Verkehrsverbundes HVV (und der der Deutschen Bundesbahn) ist der U- und S-Bahnhof Elbbrücken. Der wurde 2018 mit einer bombastischen Lightshow eingeweiht und: war im Februar 2020 erstmalig von einer Sturmflut betroffen. Die Stationseingänge liefen voll, das Wasser unterspülte die Gehwege, sodass die Station im Akutfall nicht mehr betreten werden durfte. Wir Hamburger sind Kummer gewohnt – ist ja nur’n büschen Wasser! Rund um den Bahnhof Elbbrücken wird weiterhin am Ausbau der Hafencity gefeilt und gebaut und man sieht aktuell noch mehr Bau- als Schiffskrähne. Auch das ist irgendwann fertig, der Bahnhof ist jedenfalls schonmal futuristisch-schick geworden. Von mir gibt’s ein Like!

Einfahrt eines Zuges in den Bahnhof Elbbrücken

Man will ja nicht meckern, aber die Scheiben könnten mal wieder geputzt werden.

U-Bahn Elbbrücken während der blauen Stunde fotografiert

Rechts ist ein Baukran zu sehen, außerhalb des Bildes stehen ein Dutzend weitere. Irgendwann, irgendwann wird aber auch die Hafencity fertig sein! 

Langzeitbelichtung zur blauen Stunde am Bahnhof Elbbruecken. Fotograf: Florian Läufer

„Zuuu-rück-bleiben, bitteeee! Die S31 fährt ein…!“

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