Handwerk fotografieren: „Elbwood – The Hanseatic Penmaker“
Als ich Frank Pressentin in seiner Hamburger Schreibgeräte-Manufaktur für ein fotografisches Portrait besuche, bin ich ein bisschen aufgeregt. Obwohl: Handwerk fotografieren ist keine unbekannte Tätigkeit für mich. Im Gegenteil, ich liebe diese konzeptionelle Art zu fotografieren, die eine klassische Reportage mit ein wenig künstlerischer Gestaltung vereint. (Hier siehst du ein weiteres tolles Handwerker-Shooting von mir: Geigenbaumeister Stefan Sielaff) Und wie bei jeder guten Produktion führte ich auch in diesem Fall ein Vorgespräch mit dem hanseatischen Handwerker, um ein gutes Gefühl für Produkt und Persönlichkeit zu bekommen. Warum ich aufgeregt bin? Weil ich es nicht vermasseln will!
Zunächst das Produkt: Frank Pressentin „The Penmaker“ stellt edle und kostbare Schreibgeräte her. Und zwar so kostbar, dass beim Kauf eines dieser Einzelstücke mit Leichtigkeit ein vierstelliger Betrag über den Ladentisch gereicht wird. Wobei: Einen Ladentisch gibt es bei Elbwood nicht – nur die Werkstatt. Hier kann der Kunde sein späteres Schreibutensil nach Terminvereinbarung mit Frank Pressentin besprechen und hier lagern auch die edlen Hölzer und ganz unterschiedliche Metalle, aus denen Füllfederhalter, Kugelschreiber, Bleistifte und Accessoires angefertigt werden.
Die persönlichsten Schreibgeräte der Welt
Viele Hölzer lagern über etliche Jahre, bis sie „reif“ für die Weiterverarbeitung sind. Und dann gibt es beim Zuschnitt keine Garantie, dass sich nicht vielleicht doch ein Wurm durchs Holz gefressen hat oder dass es Risse aufweist – Berufsrisiko. Für die handgefertigten metallenen Teile verarbeitet der sympathische Mittvierziger Bronze, Messing, Silber und sogar Gold. Aus all diesen hochwertigen Werkstoffen entstehen in nahezu 400 Arbeitsschritten die persönlichsten Schreibinstrumente der Welt!
Lass die Sonne rein! „The Hanseatic Penmaker“ Frank Pressentin in seiner Atelier-Werkstatt im Osten Hamburgs.
Die handgefertigten Unikate entstehen zunächst im Kopf, dann auf Papier, danach werden sie in mühevoller Handarbeit auf den Hundertstel Millimeter genau erschaffen.
Ich habe keinen Schimmer, welche Funktionen diese Hebel und Kurbeln haben. Aber das Bedienpult sieht verdammt sexy aus, findest du nicht?!
Bevor es losgeht: Ofen anheizen! Man könnte Fernwärme nutzen, klar. Die würde aber vermutlich so wenig zu Frank Pressentin passen, wie computergesteuerte Präzisionsmaschinen. In der kleinen Manufaktur bestimmen Traditionen den Alltag, kein Hightech.
Handwerk fotografieren – wer den Stiften ihre Seele gibt
Wer Frank Pressentin in seiner stilvollen Manufaktur besucht, merkt schnell: Hier ist ein Ästhet am Werk! Spricht er von seinen Drehbänken, leuchten die Augen. Beschreibt der Wahlhamburger die Arbeitsschritte bis zum fertigen Produkt, wird die Stimme sanft. Und wenn Frank Pressentin die teuren Hölzer und Wurzelknollen zur Herstellung der späteren Griffstücke präsentiert, inhaliert er ihren Duft. Keine Frage, der Autodidakt liebt und lebt sein Handwerk! Er ist es, der den Schritt für Schritt in Perfektion hergestellten Unikaten ihre Seele schenkt. Dem ambitionierten Anspruch, seine kostbaren Schreibgeräte international erfolgreich zu vermarkten, wird der detailverliebte Handwerker bedingungslos gerecht.
Im Holzlager – pro Zentimeter Durchmesser muss das Holz ein Jahr lagern, bis es zur Weiterverabeitung tauglich ist.
Dieses hochpreisige Wurzelholz hat Risse im Inneren bekommen und genügt damit nicht mehr den Ansprüchen, die zur Herstellung edler Schreibgeräte nötig sind – ärgerlich.
Ebonit-Muster im Querschnitt – sieht klasse aus, oder?
Metallrohlinge in Reih und Glied.
Meine Bildsprache für diesen Auftrag: Hell, symmetrisch, leicht entsättigt.
Der Tag des Foto-Shootings beginnt mit einer gemeinsamen Tasse Kaffee. Gestern war noch das Fernsehen da, heute ich. (Nach Ausstrahlung verlinke ich hier den Beitrag des NDR.) Wir legen los. Die Herstellung eines ganzen Füllfederhalters an einem Tag zu fotografieren ist unmöglich – zu viele Arbeitsschritte. Wir beschränken uns zunächst also auf die Auswahl des Royal White Ebony-Holzes zur Herstellung des Griffstücks. Nachdem es gemessen, gesägt und gedrechselt ist, wird der Rohling geölt. Dieser Prozess sorgt für eine regelrechte Explosion der Holzmaserung. Was eben noch stumpf und kontrastarm wirkte, zeigt sich nun matt-glänzend in voller Brillanz – ein echter Handschmeichler.
Bei dem Shooting „Handwerk fotografieren“ habe ich Wert darauf gelegt, der hellen und aufgeräumten Atelier-Werkstatt in der Bildsprache gerecht zu werden. Dafür habe ich auf Symmetrie in den Bildern geachtet und mich für eine eine klare, leicht entsättigte Bildbearbeitung entschieden. Was dabei herausgekommen ist, siehst du in der folgenden Fotostrecke.
Messen, messen, messen! Unzählige Male setzt Frank Pressentin das Zentimetermaß nach (und vor) jedem Arbeitsschritt an. Perfektion ist hier nicht nur ein Wort, sondern ein Versprechen.
Zunächst wird das „Royal White Ebony-Holz“ mittels Kreissäge zurechtgeschnitten…
…dann das passende Stück ausgesucht und schließlich…
…in der Drehmaschine eingespannt, um daraus den Griffrohling herzustellen.
Frank Pressentin ruht in sich selbst und ist ein begnadeter Handwerker.
Antiquarische Mechanik – Schönheit und Präzision in einem.
Wo gehobelt wird, da fallen Späne!
Gleich nochmal: messen!
Jetzt wird der Rohling mit Öl bestrichen. Schau mal, wie dieser Arbeitsschritt die Holzmaserung betont!
Wirken lassen!
Exklusive Werkstoffe für echte Schreibkultur
„The Penmaker“ Frank Pressentin kreiert auch aus vielen weiteren Werkstoffen und Metallen handgearbeitete Schreibutensilien. Eine Füllerspitze aus Gold ist hier die logische Vollendung eines edlen Füllfederhalters.
Schreibprobe!
Ton in Ton. Die liegende Stiftkappe wird zur Benutzung rückseitig aufgeschraubt und sorgt so für einen Füllhalter, der gut in der Hand liegt. Das Holz ist aus einer Tuja Maser Knolle (Lebensbaum)
Später habe ich diesen Cumberland-Füller aus der Sonderedition in meinem kleinen Fotostudio unter optimalen Bedingungen fotografiert. Hat was, oder?
Kreativer Kopf mit dem Herz am rechten Fleck: „The Hanseatic Penmaker“ Frank Pressentin im Portrait.
Making of: „Handwerk fotografieren“
Das Shooting in der Elbwood Atelier-Werkstatt war in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für mich. Ich habe Frank Pressentin als gestaltenden Handwerker mit Hang zur Vollkommenheit kennengelernt. Mancher mag das als Pedanterie abtun. Ich denke, dass dies die Grundvoraussetzung zur Fertigung auf absolutem Weltniveau ist. Franks zweite Kernkompetenz aber ist, dass er ein guter und intelligenter Erzähler und Zuhörer ist. Während des Shootings nahm er selbst die Kamera in die Hand und fotografierte mich beim Fotografieren. Und mittags zauberte er unter freiem Himmel gleich noch einen Strammen Max auf dem Gaskocher für uns – toll!
Mittagspause – Strammer Max unter freiem Himmel zubereitet! Lecker kann er auch!
Die kleinen Reflektoren hatte ich mir ursprünglich zum Fotografiern von Uhren angefertigt. Und was bei Uhren funktioniert, kommt bei Füllhaltern gerade recht!
Perspektive wechseln! Danke für die feinen Making of-Fotos, Frank!
Feierabend! Werkstatt aufräumen, den Tag ausklingen lassen. Was für ein tolles Shooting!
IN EIGENER SACHE
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