Sommerfotografie – Neun Kniffe für natürliche Fotos bei Sonnenschein
Licht, Licht, Licht – darum geht es in der Sommerfotografie. Doch das ist nur die halbe Wahrheit! Denn: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Beides zusammen kann in der Sommerfotografie zu harten Kontrasten mit überstrahlten Bereichen und tiefdunklen Schatten führen. Im Einzelfall lässt sich das noch bewusst als gestalterisches Stilmittel einsetzen. Und in allen anderen Fällen? Eher nicht. Wie ich in der sommerlichen People-Fotografie aus der Not eine Tugend mache (oder Not gar nicht erst aufkommen lasse), zeige ich hier mit meinen neun Kniffen für natürliche Sommerfotos.
1. Silhouetten erzeugen
Oft sind die Fotos am stärksten, die dem Betrachter Raum lassen, mit seiner Fantasie zu spielen. Im Gegenlicht der tief stehenden Sonne arbeite ich deshalb gerne mit dem Erzeugen von Silhouetten, wie wir sie aus dem Scherenschnitt kennen. Meist werden die gezeigten Personen schon mittels Belichtungsautomatik viel zu dunkel dargestellt, ich helfe durch gezielte Unterbelichtungen von ein, zwei Blendenstufen oft noch ein bisschen nach. Wichtig bei dieser Technik sind ein spannender oder besonders schön gefärbter Hintergrund und eine aussagekräftige und freigestellte Silhouette, die sich nicht mit anderen Bildteilen vereint.
Man muss nicht alles erkennen, um Emotionen zu wecken. Im Gegenteil: Silhouetten regen die Fantasie des Betrachters an.
2. Sommerfotografie – Tageszeit bewusst wählen
Wenn ich Shootings zeitlich planen kann, vermeide ich immer, immer, immer das gleißende Tageslicht. Zusammengekniffene Augen, viel zu hartes Licht und kaum kontrollierbare Kontraste sind irgendwie nur mittelgut. Frühmorgens und in den Abendstunden kann das warme Sonnenlicht eine echte Offenbarung sein. Ich werde dann immer ganz kribbelig, wenn die Farben satt und kontrastreich dargestellt werden und die Haut des Models in dunklem Sommerteint erscheint. Jetzt gelingen die Fotos fast von alleine.
Dieses Paarshooting hatte ich bewusst auf die Zeit des späten Nachmittagslichts gelegt – hat sich gelohnt!
3. Reflektor einsetzen
Reflektoren sind ganz hervorragendes Zubehör, um die Sommerfotografie mit einfachen Mitteln auf ein höheres Niveau upzugraden. Die hochstehende Sonne sorgt bei Portraits oft für Schatten in den Augenhöhlen und unter Nasenspitze und Kinn – ärgerlich. Mit einem schräg von unten gehaltenen Reflektor beamen wir die Schatten weg. Geübte Models können den kleinen Reflektor selbst halten (und dabei noch natürlich lächeln). Geübte Fotografen nehmen dem Model diese Arbeit ab und fotografieren einhändig, während die zweite Hand den Reflektor justiert. Alle anderen lassen sich hierbei assistieren. Dafür braucht übrigens niemand ein Fotodiplom! Ich bitte immer um eine helfende Hand im Freundeskreis (von mir oder dem Model) und mache einmal vor, wie das von oben einfallende Sonnenlicht auf das Model umgelenkt wird.
Ein von unten gehaltener Reflektor hellt bei diesem Portrait die Schatten auf.
4. Vollschatten suchen
Ist mir das Sonnenlicht zu harsch, vermeide ich es meistens. Es kann so einfach sein: Vollschatten heißt dann die Lösung in der Sommerfotografie! Ich liebe dieses gleichmäßige, weiche Licht, dass sich immer irgendwo finden lässt, wenn man nicht gerade auf freier Fläche fotografiert und der Sonne schonungslos ausgeliefert ist. Klingt komisch, ist aber so: Im Schatten hast du keine Schatten mehr. Allerdings: Liegt der Hintergrund in der Sonne, wird dieser stark überstrahlt und das Bild wirkt belichtungstechnisch unstimmig.
Das Motorrad-Shooting fand an einem wolkenlosen Sommertag statt. Für dieses Foto suchten wir uns eine Häuserecke im Industriegebiet, die im Vollschatten liegt.
5. Fleckiges Licht in der Sommerfotografie vermeiden
Ist meine eigene Wortschöpfung: „fleckiges Licht“. Damit meine ich Sonnenlicht, welches z.B. durch Blätterdächer fällt und diesen komischen Mix aus Lichtflecken und Schatten kreiert. Insbesondere beim Fotografieren von Personengruppen ein absolutes No-Go. Die Belichtungsunterschiede zwischen Licht und Schatten sind einfach zu groß, als dass man die Bildergebnisse noch als „kreative Freiheit“ durchgehen lassen könnte. Kriegen zwei Gesichter der fünfköpfigen Personengruppe Licht ab, während die anderen drei im Schatten liegen, ist das irgendwie Murks. Entweder alle im Schatten oder alle in der Sonne. Und wenn Sonne, dann darf die Gruppe nicht direkt hinein blicken, damit es keine gekniffenen Augen gibt, als hätten gerade alle auf Zitrone gebissen. Ach, irgendwas ist ja immer…
6. Blitzen – so hell wie die Sonne!
Da ich häufig Hochzeiten mit dem Fotoapparat begleite und die Paarshootings aus organisatorischen Gründen oft zu fotografisch ungünstigen Uhrzeiten angesetzt sind, muss ich die Mittagssonne in Kauf nehmen. Meine absolute Geheimwaffe ist dabei ein leistungsstarkes Blitzgerät, das es mit der Sonne aufnehmen kann – der akkubetriebene Rollei HS Freeze 6S. Selbst bei schärfstem Sonnenschein lassen sich damit Schatten auf dem Hochzeitspaar aufhellen. Ich liebe das Licht dieser TTL-fähigen „Blitzkanone“! Zugegeben, der Rollei Freeze ist kein Leichtgewicht, die Bildergebnisse sind dafür aber unvergleichbar toll.
Das fertige Hochzeitsfoto und das „Making of“ davon gleich darunter.
Sonne to go! Ein leistungsstarkes Blitzgerät ist im Sommer Gold wert! Ein Aufsteckblitz hätte hier kaum die nötige Power gehabt.
7. Lens Flares nutzen
Fluch oder Segen? Das mag man sich bei auftretenden Lens Flares fragen. Die Antwort ist eindeutig: beides! Hervorgerufen durch direkt auf die Linse einwirkende, helle Lichtstrahlen, können Lens Flares in Form von Schleier, (runden) Flecken oder Farbveränderungen auftreten. Auf den ersten Blick verschlechtert dies die Bildqualität. Auf den zweiten Blick können diese Irritationen aber auch als gestalterisches Mittel eingesetzt werden und dem Foto zu mehr Authentizität verhelfen. Da selbst minimale Perspektivänderungen große Auswirkungen auf auftretende Lens Flares haben, spiele ich gerne ein wenig damit herum. Mal mag ich sie, mal nicht. Gut zu wissen jedenfalls, dass man sie bei Gegenlicht gezielt einsetzen kann.
Gegenlicht doppelt genutzt: Die ins Objektiv scheinende Sonne verursacht auf diesem Foto einige Lens Flares über den Köpfen der Fahrradfahrerinnen, außerdem sorgt sie für Reflexionen in den Tautropfen der Gräser im Vordergrund. Ich mag dieses Foto sehr!
8. Sonnensterne hervorrufen
Landschaftsfotografen erzeugen sie gerne, ich mag sie in der Peoplefotografie ebenfalls – Sonnensterne! Zwar arbeite ich üblicherweise gerne sehr offenblendig, um die fotografierte Person durch maximale Hintergrundunschärfe freizustellen. Bei Gegenlicht juckt es mir aber doch immer wieder in den Fingern, die Blende zu schließen, damit sich aus der sonst sanft zerfließenden Sonne ein kitschig-schöner Stern bildet. Wichtig: Die Sonne darf nur gerade eben so hinter dem Model oder einem anderen Bildelement hervorgucken, um diesen Effekt bestmöglich zu erzeugen. An der richtigen Stelle im Bild eingebaut ein echter Eyecatcher. Sonnensterne finde ich super!
Ob hart oder zart – ein Sonnenstern passt bei beiden Fotos als perfekter Eyecatcher.
9. Lichtkanten malen
Trifft das Licht der (sehr) tief stehenden Sonne etwa in einem 45-Grad-Winkel auf die zu fotografierende Person, malt sie eine dünne Lichtkante um den Körper. Dazu die orange-rote Himmelsfärbung eines lauen Sommerabends und schon weißt du: Mehr Atmosphäre geht nicht! Diesen Lichtmoment darfst du in der Sommerfotografie einfach nicht verpassen!
Die Lichtkante zieht sich hier vom Babybauch bis ins Haar des Models.
IN EIGENER SACHE:
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