Unternehmensfotograf: die Druckerey in Berlin

Als Unternehmensfotograf komme ich in ganz Norddeutschland herum. Einer meiner aktuellen Aufträge führte mich nun in die Druckerey nach Berlin-Weißensee. Und ja, Druckerey mit Ypsilon, nicht mit i! Die Druckerey ist eben nicht irgendeine Druckerei. Es ist ein Ort von Tradition, Leidenschaft, althergebrachter Technologien und vieler mechanischer Klänge. Es rattert, rüttelt und zischt in der Druckerey mit ihren historischen Heidelberger Druckmaschinen. Diese eindrucksvollen Druckerpressen brauchen Öl und Händchen, keine Updates. Wer sich also fragt, wo die gute alte Zeit geblieben ist, der findet sie jetzt und hier in der Meyerbeerstraße im Komponistenviertel von Berlin-Weißensee. Sowas liebe ich als Unternehmensfotograf!

Die gute alte Zeit ist heute

Inhaber Martin Z. Schröder ist gelernter Setzer, leidenschaftlicher Drucker und enthusiastischer Traditionsbewahrer in Personalunion. „Schweizerdegen“ nennt man diese Beideskönner, die in Schriftsetzerei ebenso ausgebildet wurden wie im Buchdruck. Schrift und Sprache liegen im Blut: Der Vater Redakteur, die Mutter Lektorin – man könnte meinen, die Richtung sei vorbestimmt gewesen. War sie auch: Bereits mit 14 Jahren trat Martin Z. Schröder der Arbeitsgemeinschaft „Junge Schriftsetzer“ im Pionierpalast in der Berliner Wuhlheide bei. Das liegt nun vier Dekaden zurück. Sei es wie es sei – für mich ein sehr besonderer Mensch, wenn ich das nach diesem gemeinsamen Fotoprojekt sagen darf. 

Als Unternehmensfotograf in der Druckerey

Dieses Portrait der Schriftsetzers Martin Z. Schröder machte der Unternehmensfotograf Florian Läufer aus Hamburg.

Martin Z. Schröder in seiner Druckerey in Berlin-Weißensee. Ich habe den sympathischen Mittfünfziger als einen Bewahrer der guten alten Zeit erlebt. Die Süddeutsche Zeitung schrieb über ihn: „Schlechten Geschmack und kruden Stil lässt er seinen Kunden nicht durchgehen.“

Schriftsetzer Details

Buchsstabe für Buchstabe, überkopf und spiegelverkehrt – die Schriftsetzerei wie man sie nur noch aus dem Museum kennt. Hast du das Wort im Winkelhaken schon erkannt?

Schriftsetzer mit geschwungenem A

Holzletter in der Schriftsetzerei

Als Unternehmensfotograf in der Werkstatt von Martin Z. Schröder

Ich habe Martin Z. Schröder – der sich in seiner Vita kurz MZS nennt – als sympathischen Feingeist erlebt. Wenn er die bleiernen Buchstaben in den Druckstock spannt, mit Metallstegen fixiert und zu Wörtern und Sätzen zusammenfügt, scheint es, als würde der Berliner voller Vorsicht mit gläsernen Lettern hantieren. Und da ist was dran! „Blei ist ein sehr weiches Material und verzeiht keine Fehler. Fällt ein Buchstabe herunter, kann er schnell unbrauchbar werden!“ so der 55-jährige. Die Schriftsetzerei ist eine filigrane Arbeit, die Präzision bis auf das letzte Mμ erfordert. Ich finde es bereichernd, dieses alte Handwerk als Unternehmensfotograf festhalten und den Worten des Fachmanns zuhören zu dürfen. Martin Z. Schröder spricht wie gedruckt und mit geschwungenen Buchstaben: gewählt, bedacht, auf den Viertelmillimeter genau. 

Schriftsetzer Martin Z. Schröder im Firmenportrait

Als Schriftsetzer brauchst du viel Licht auf deinem Arbeitsbereich und gute Augen. Oder wie hier: ZWEI Brillen!

Schriftsetzer bei der Arbeit über die Schulter fotografiert.

Filigrane Arbeit: Mit der Ahle werden die kleinen (und das hier sind längst nicht die kleinsten!) Buchstaben im Bleisatz zurechtgerückt.

Schriftsetzer Detailfoto

„4000 TALER“ Zahlen gehen natürlich auch! Nachdem die Zwischenräume mit Stegen, Füllstücken und Regletten ausgefüllt sind, wird die druckfertige Form geschlossen und gebunden.

Visitenkarten aus der Druckerey in Berlin-Weißensee

Eleganz. Kräftiges Papier mit Struktur, im Bleisatz gedruckt und mit Prägung versehen – was für tolle Visitenkarten!

MZS

Das ist Kunst und darf auf keinen Fall weg!

Aus fotografischer Sicht gibt es für mich einen kleinen Pferdefuß: MZS ist Sammler. Oder sagen wir Aufheber. Vieles ist eben zu schade zum Wegwerfen. Als Herr Schröder zum Beispiel die Farbe für den Druck einer exklusiven Visitenkarte auf einem Blatt Papier anmischt, liegen gleich mehrere solcher (längst getrocknete) Mischunterlagen auf der Arbeitsplatte herum. Martin Z. Schröder dazu: „Für mich ist das eine Form von Schönheit, wie sich die Farben auf dem Papier vereinen – ich lasse das immer ein bisschen liegen und schaue es mir gerne an.“ 

Der Unternehmensfotograf Florian Läufer aus hamburg fotografierte hier in der Druckerei Berlin

Zwei historische Heidelberger Druckmaschinen sind das mechanische Herzstück der Druckerey. 

Handwerker fotografieren in der Werkstatt Druckerey in Berlin-Weißensee.

Der Hamburger Fotograf Florian Läufer nutzte hier die Perspektive von oben, um dem Schriftsetzer auf die Hände zu gucken.

Die Druckplatte wird für den Druck einer Visitenkarte eingerichtet.

Der Druckstock wird eingerichtet.

„Wenn man ein Handwerk lange ausübt, staunt man eines Tages über seine Hände. Also wie autonom sie arbeiten. Als wüssten sie, was zu tun ist.“ Eine ausdrucksstarke Aussage von Martin Z. Schröder, die ich ihm entwendet und in abgewandelter Form auf meine Homepage geschummelt habe. 

Schriftsetzer am Druckstock.

Alles vorsichtig festklopfen und schon kann der erste Probedruck beginnen.

Handwerk fotografieren an der historischen Heidelberger Druckmaschine.

So eine historische Druckerpresse gibt es nur noch in der Erinnerung – und in der Berliner Druckerey!

Details der Heidelberger Druckmaschine

Details!

Visitenkarten in der Heidelberger Druckmaschine

So sieht das Ergebnis aus. Hat was, gell?

Drucker betrachtet das Papier im Gegenlicht

Erste Inaugenscheinnahme im Gegenlicht, dann…

Betrachtung des ersten Drucks durch die Lupe

…nochmal mit der Lupe. 

Die Dinge sind kompliziert

Und so liegen unzählige schöne Dinge in der Druckerei herum. Übereinander, nebeneinander, scheinbar durcheinander. Es ist schwierig, beim Fotografieren nicht irgendwo gegenzustoßen. Allerdings: Was Martin Z. Schröder braucht, findet er auf Anhieb. Immer! Das Wort „Unordnung“ passt hier also nur bedingt. Können wir uns auf eine „nicht ausschließlich auf Systematik beruhende Ordnung“ einigen? Immerhin: Setzerei und Druckerei sind räumlich voneinander getrennt – ein anerkennenswerter Ansatz von Gliederung.

Drucker und Schriftsetzer Martin Z. Schröder im Firmenportrait.

Oder doch lieber mit einem anderen Farbton? 

Farbe anmischen für den Druck.

Gemischt wird von Hand, mit Gefühl und nach Gusto.

Farbe auftragen

Ganz dünn wird die Farbe auf die Walze gestrichen, dann wird wieder gedruckt…

Unternehmensfotograf - Die Druckerey in Berlin-Weißensee

Druckerey-Inhaber Martin Z. Schröder ist ein Schweizerdegen. So nennt man Facharbeiter, die sowohl ausgebildete Schriftsetzer als auch Buchdrucker sind. Wie viele mag es davon wohl noch in Deutschland geben?

IN EIGENER SACHE

Solltest Du Interesse haben, Schaffensprozesse in deinem Unternehmen fotografisch festzuhalten, Business-Events zu begleiten oder jede andere Form der Industriefotografie durchzuführen, dann nimm gerne über das Kontaktformular Kontakt zu mir auf. Hier siehst du einige Beispiele vergangener Shootings: Unternehmensfotograf Florian Läufer

Ganz gleich, ob Handwerksbetrieb, Ladengeschäft, Büro, Hotel oder Fitnesscenter: Um sich von Mitbewerbern abzuheben, kann ein niveauvolles Firmenporträt zu einem wichtigen Baustein werden. Aussagekräftige Fotos helfen, dein Unternehmen im richtigen Licht zu präsentieren und sprechen die Emotionen des Betrachters an. Ein stilvolles Ambiente, Schaffensprozesse im Handwerksbetrieb oder positive Eindrücke von deinen Mitarbeitern lassen sich über eine entsprechende Bildsprache perfekt vermitteln. Das hilft bei der Kundengewinnung und vermittelt ein überzeugendes Image deines Betriebes.

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