Handy bei der Hochzeit – Jo oder No?

Das Handy bei der Hochzeit benutzen – schwieriges Thema! Wie will man’s regeln? Möchte man es überhaupt regeln? Denn: Richtig oder falsch gibt es nicht! Stört’s oder stört’s nicht schon eher. Und wenn, wen überhaupt? Als Hochzeitsfotograf bin ich jedes Wochenende dicht dran am Thema – und kann trotzdem keine echte Empfehlung geben. Aber ich kann Impulse geben, die Handynutzung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Auf geht’s, hier sind zehn Punkte, über die man nachdenken kann, darf, soll wenn es um die Frage geht: „Handy – Jo oder No?“

1. Aufnahmen von überall und nirgends

Zunächst einmal: Es kann durchaus Vorteile haben, wenn deine Hochzeitsgäste mit ihren Handys ordentlich draufhalten. Du bekommst später Bilder aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln von deiner Hochzeit und es werden ganz sicher einige Überraschungen dabei sein. Noch besser: Ihr könnt noch am Hochzeitsabend und live über eine gemeinsame App die Gästefotos „einsammeln“. Auf diese Weise erhaltet ihr ein ordentliches Potpourri an lustigem, schönem und verrücktem und Bildmaterial eures großen Tages. DAS ist alles passiert? Echt? Japp, und hier ist der Beweis!

Handy bei der Hochzeit benutzen?

„DAS ist heute in der Kirche passiert?“ – „Echt?“ – „Jupp, hier ist der Beweis!“

2. Mitmachen – Be a part of it!

Während ihr als Hochzeitspaar vor lauter Tohuwabohu wie Raketen durch den Tag geschossen werdet, stehen eure Gäste phasenweise am Spielfeldrand. Da kommt es doch wie gerufen, als geladener Gast ein bisschen mitzugestalten! Handy zücken, auf den Auslöser drücken und einfach ins Geschehen eingreifen. Fotos machen, beschäftigt sein und vielleicht sogar direkt von der Trauung die Erlebnisse in Social Media posten. Gar nicht so schlecht und irgendwie auch aufregend! Selbst für euch als Hochzeitspaar kann es zum Gewinn werden, wenn eure Gäste mitfotografieren, mitfilmen: Wann sonst fühlt man sich wie ein Filmstar auf dem roten Teppich? Blitzlichtgewitter! 

Bei der Hochzeit wie auf dem roten Teppich fühlen.

Blitzlicht-…, äh Handygewitter! Bei der Hochzeit kann man sich schonmal wie ein Filmstar auf dem roten Teppich fühlen!

Handyfotos auf der Hochzeit

Die Gäste fotografieren mit. Zwischen knipsen und (auf Social Media) posten liegen oft nur nur Sekunden.

3. Lebe im Hier und Jetzt – nicht im Smartphone

Momente mit Bedeutung können an Bedeutung verlieren, wenn man sie nur auf dem Display erlebt, aber nicht wirklich an sich herankommen lässt. Mir geht es zumindest so: Wenn ich etwas filme oder fotografiere (ganz gleich, ob mit dem Handy oder „richtiger“ Ausrüstung) bin ich an die Bedienung des Gerätes, seine Ausrichtung, quasi an die Digitalisierung des Moments gebunden. Für erlebte Emotionen ist bei mir dann kaum noch Platz. Aber geht es nicht genau darum? Diesen einmaligen Moment gemeinsam mit dem Brautpaar zu erleben, zu spüren und ihm dadurch erst Bedeutung zu schenken? Und auch wenn es dich selbst nicht stört, das Handy beim Eheversprechen oder beim Vermählungskuss zu zücken, oft sehe ich als Hochzeitsfotograf die pikierten Blicke anderer Gäste, die sagen wollen: „Leg doch zumindest JETZT mal das Ding weg!“ 

Lebe im hier und jetzt.

Heute Abend gibt es eine Überdosis Fun – ist schließlich noch keiner dran gestorben. Am besten lässt es sich vermutlich ohne Handy in der Hand genießen.

4. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Als Hochzeitsfotograf sehe ich meine Berufung vor allem darin, bleibende Erinnerungen zu schaffen und: Emotionen in Bildern auszudrücken. Es gibt sie, diese wertvollen Handybilder, die technisch besser sein könnten, aber einen so wichtigen Moment eingefangen haben, dass sie für das Brautpaar später einen enormen Wert bekommen. Bleiben wir realistisch: Die allermeisten Handyfotos sind jedoch flüchtig, inflationär und spielen technisch eher in der zweiten Liga. Sagen wir es mal so: Ins Hochzeitsalbum schaffen es davon nur die Wenigsten. Willst du dafür die Risiken des folgenden Punktes auf dich nehmen? 

Handyfotos Hochzeit

Eins für’s Hochzeitsalbum. 

5. Ups, stehe ich im Weg?

Die Hochzeitsfotografie sehe ich als kleine Challenge: Ich bin zwar kein wirklicher Teil der Hochzeitsgesellschaft, aber doch irgendwie mittendrin. Ich „scanne“ durchgängig die Situationen, habe reichlich Erfahrung im Fotokoffer, arbeite sehr vorausschauend und versuche die schönen, witzigen, dynamischen und emotionalen Momente einzufangen. Manchmal läuft jemand ins Bild, manchmal bin ich nicht schnell genug und der Moment ist gleich wieder vorbei, meistens passt aber alles und ich habe das Bild. Tschakkaaa! Ich sehe das wie ein Spiel, habe dank meiner Erfahrung eine sehr gute Quote und ärgere mich nicht über verpasste Chancen. Weil: Die nächste wird nicht lange auf sich warten lassen! So ist die dynamische Hochzeitsfotografie eben. 

Photobombing Hochzeit

„Ups, stehe ich im Weg…?“ Exakt zum arrangierten First Look-Moment – also dann, wenn auch mal ein Freudentränchen kullert – springt das Handy mit seinem Besitzer ins Bild. Photobombing at it’s best! Gut zu wissen: Das Brautpaar versicherte mir im Nachgang glaubhaft, dass sie den Fauxpas ihres Trauzeugen mit Humor nehmen. 

Was manchmal aber vermeidbar auf die Quote guter Bildern drückt, sind die ambitionierteren unter den Handyfotografen. Ich verstehe es ja, sie suchen – wie ich – nach den besten Perspektiven und Sichtachsen. Das führt dann oft dazu, dass ich irgendwie an ihnen vorbei fotografieren, manchmal auch auf Bilder verzichten muss, weil sie eben doch im Wege stehen. Richtig doof wird es, wenn mir der Handyfilmer exakt gegenüber steht, und dadurch unvermeidbar im späteren Bild zu sehen ist. Da sieht die Aufnahme vom Ringwechsel vor dem Altar dann nur noch halb so toll aus, wenn im Hintergrund Tante Gerda samt iPhone in Glitzerhülle erkennbar ist… 

6. Wohin soll ich bloß gucken?

Die klassischen Gruppenfotos sind für jeden Hochzeitsfotografen eine spannende Herausforderung. Da stehst du 120 fremden und wild durcheinander sprechenden Menschen gegenüber und sollst das lebhafte Allerlei für die Gruppenfotos sortieren – aufregend. Du kannst dir sicher sein, dass sich später JEDER Gast selbst auf den Bildern sucht und schaut, ob er gut getroffen ist. So viel kann ich verraten: Irgendeiner blinzelt immer in dem Moment, wenn der Auslöser klickt. „Guck mal, da hab’ ich die Augen zu. Was hat sich der Fotograf dabei bloß gedacht?“

Ich löse diese Sorge dadurch, dass ich Serienbilder bei Gruppenaufnahmen schieße. Und jetzt kommt die Sache mit dem Handy, bei der auch meine Serienfunktion nicht mehr hilft: Oft nutzen andere Gäste die Gunst der Minute und stellen sich rechts und links neben mich, um ebenfalls ein Foto von der entsprechenden Gruppe zu machen. Manchmal wird noch reingerufen: „Uschiii, lach doch mal!“ Ergebnis: Die zu fotografierenden Personen wissen gar nicht, in welche Kamera sie nun blicken sollen. In meine? Ins rechte Handy oder ins linke? Ja, wie denn nun? Schwupps, schon hast du Gruppenfotos, auf denen die Personen in ganz unterschiedliche Richtungen gucken. Aaargh! Ich rufe immer: „Gucken Sie bitte nuuuur in meine Kamera, niiiicht in die Handys!“ Es nützt meistens nix… Ein gutes Beispiel, dass Bilder schlechter werden können, obwohl (und weil) andere Gäste mit ihrem Handy fotografieren. Am Ende hat keiner ein Foto, auf dem alle den Betrachter anlächeln. 

7. Alarmbereitschaft

Ich sage „meinen“ Hochzeitspaaren immer: Vergesst nicht, dass ihr fotografiert werdet, aber vergesst mich als Fotograf!“ Was ich sagen möchte, ist, dass mir ein regelmäßig strahlendes Hochzeitspaar dabei hilft, gute Fotos zu machen, die Bilder aber erst dann richtig gut werden, wenn sie vergessen haben, dass ich da bin. Nur so lassen sich natürliche, ungestellte Bilder realisieren. Mein Tagesziel ist so definiert: Unauffällig und auf leisen Sohlen jede Situation erfassen, mich aber gleichzeitig unsichtbar machen, um hoffentlich schon bald vergessen zu werden. Das gelingt mir ganz gut. In einer grandiosen Google-Bewertung wurde ich mal als „Foto-Ninja“ beschrieben. (Danke nochmal, Lars!) „Wir waren im Nachhinein überrascht, dass Florian aus allen Perspektiven die schönsten Fotos eingefangen hat. Florian hat definitiv eine Ninja-Ausbildung, denn wir haben ihn weder gehört noch gesehen.“ Klasse!

Zurück zum Thema: Je mehr Handys und zusätzliche Kameras im Raum „scharf“ sind, desto schwieriger wird die Tiefenentspannung als Brautpaar, wurde mir von Hochzeitspaaren berichtet. Irgendwie ist man doch eher in „Alarmbereitschaft“, wenn aus jedem Winkel eine Linse lugt. Weniger kann eben doch mehr sein. 

Zerbrechliche Momente Hochzeit

Oft gibt es zerbrechliche Momente bei einer Hochzeit. Würden diese auch zustande kommen, wenn aus verschiedenen Richtungen Handys auf die Situation gerichtet sind?

8. Kracher oder Killer?

Ich finde diese Fotos in vielen Situationen ziemlich witzig, wenn du im Hintergrund knipsende Menschen siehst. Manche verrenken sich, manche verziehen das Gesicht, manche schimpfen. („Nun mach doch mal, Klaus!“) Sehr häufig fotografiere ich den Handyfotografen sogar über die Schulter oder aufs Display. Da kommen lustige Momente zusammen! Aaaaber: Das ganze ist – oh Wunder! – situationsbedingt. Bei der ausgelassenen Party am Abend kann so ein Foto zum Kracher werden, in besonders zerbrechlichen Momenten wird ein (oder mehrere) gezücktes Handy auf einem sonst romantischen Foto aber zum Killer. Und überhaupt: Ich sehe mich als fotografischen Emotionenfänger. Beim Hochzeitspaar ebenso wie bei den Gästen. Wer ein Smartphone bedient, zeigt nur selten Emotionen.

Handy bei der Hochzeit benutzen?

„You’ll never walk alone!“ Wo hätte diese Handyhülle besser passen können, als hier und jetzt bei einer Hochzeit? Eben, mir fällt auch nichts ein – herrlich.

9. Priorität: Film oder Foto?

Immer häufiger arbeite ich auf Hochzeiten parallel mit Videografen. Je professioneller diese sind, desto besser! Wir wollen ja beide das Gleiche und wissen beide, worauf es ankommt. Mit erfahrenen Videografen ist die störungsfreie Zusammenarbeit oft ganz unkompliziert durch kurze Handbewegungen und/oder Blicke möglich. Keiner möchte den anderen im Bild haben und jeder weiß das von dem anderen – easy going! Und dennoch: In manchen Schlüsselsituationen solltet ihr als Brautpaar klar kommunizieren, ob Film oder Foto Vorrang haben. Ein Beispiel: der Auszug von Braut und Bräutigam aus der Kirche. Wunschfoto bzw. Wunschfilm-Sequenz wird sein, das Brautpaar beim Auszug direkt von vorne auf die Speicherkarte zu bannen. Mit erfahrenen Filmern teile ich mir den Gang zwischen den Kirchenbänken Schulter an Schulter, weniger erfahrene drängeln sich rein… Dann hast du diesen Moment als Filmsequenz, aber nicht als Foto. Mir ist beides recht, die Priorität solltet aber ihr als Brautpaar festlegen und vorab kommunizieren.   

Film oder Foto

Was ist dir wichtiger: Film, Foto oder: beides!? 

10: Handy bei der Hochzeit? DU entscheidest!

Punkt zehn ist wichtig! Ich würde als professioneller Hochzeitsfotograf nie, nie, nie zu dir sagen, dass du bei deiner Hochzeit die Handynutzung untersagen sollst. Ich bin Profi genug, um auch in schwierigen Situationen gute Fotos machen zu können. Letztlich bin ich der Einzige, der weiß, dass in manchen Situation eben NOCH bessere und auch andere Fotos möglich gewesen wären, wenn die Smartphones in der Handtasche geblieben wären. Und das ist vermutlich die Krux an der Sache. Nur der Hochzeitsfotograf kennt das wahre fotografische Potenzial der wichtigen Schlüsselmomente (d)einer Hochzeit. Du selbst weißt nicht, was dir als Fotoergebnis entgangen sein könnte. Meine Oma sagte immer: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!“ Ist was dran.

Hätte, würde, könnte – es ist wie es ist und du als Braut oder Bräutigam entscheidest. Wäge die einzelnen Pro- und Kontra-Argumente für dich ab und triff deine Entscheidung. Jeder gute Hochzeitsfotograf kommt mit jeder Situation gut zurecht und wird dir tolle Bilder liefern. Ganz egal, ob mit oder ohne Handys drumherum. 

Selfie mit dem Handy bei der Hochzeit.

Believe in your Selfie!

Jetzt plaudere ich noch ein bisschen aus dem Nähkästchen. Die allermeisten Gäste, die Schnappschüsse mit dem Handy machen, tun dies respektvoll, mit Anstand und Abstand. So, wie ich auch. Irgendwo gibt es aber immer diesen distanzlosen Onkel Bill aus Amerika mit Fotografenkarriere-Ambitionen. Und so habe ich Trauzeugen erleben können, die am Trautisch sitzend und während der Trauungszeromonie dauerhaft filmten, obwohl sie doch selbst Teil des Geschehens sind. (O-Ton Standesbeamtin: „Jetzt müssten Sie mal das Handy weglegen, um die Heiratsurkunde zu unterzeichnen…“) Es gab Brautpaare, die bei ihrer Hochzeit durchgängig und beidseitig in weniger als 1,5 Meter Abstand von Handys begleitet wurden. Und es gab Handyfilmer, die wieder und wieder zwischen mich und Brautpaar gesprungen (ja, gesprungen!) sind und damit unwiederbringliche Fotos crashten. Und nicht zuletzt habe ich viele, viele Knipser erlebt, die selbst in den heiligsten Momenten (Gebet, Segnung…) mit ihrem flimmernden Smartphone eine nicht mit anzusehende Nähe zu Pastor oder Pastorin einnahmen. Zugegeben, das sind Ausnahmen. Aber weiß man vorher, ob man nicht auch vielleicht einen Ausnahmegast eingeladen hat?

IN EIGENER SACHE

Wenn auch dein großer Tag bevorsteht und du dir vorstellen kannst, dass ich ihn in dynamischen, stimmungsvollen, lustigen und emotionalen Bildern als dein Hochzeitsfotograf festhalten darf, dann komme gerne über das Kontaktformular ins Gespräch mit mir. Bei einer Tasse Kaffee können wir unverbindlich über die fotografischen Möglichkeiten auf deiner Hochzeitsfeier sprechen.

Weitere Beispiele einiger meiner fotografischen Hochzeitsbegleitungen findest du unter oder rechts neben diesen Beitrag – je nach verwendetem Endgerät. Klicke einfach bei „Themen“ auf den Button „Hochzeitsreportage“. Viel Spaß beim Anschauen!

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