Freie Arbeit: Fotoreise – Island in 8 Tagen (Part I)
Man darf es so sagen: Island macht süchtig! Wer die Natur liebt, das Raue mag und böses Wetter nicht scheut, kommt an der Vulkaninsel aus Feuer und Eis nicht vorbei. Nachdem ich vor genau einem Jahr „mein erstes Mal“ auf Island erlebte, war klar: Das zweite Mal darf eine Fotoreise nach Island nicht allzu lange auf sich warten lassen! Wie schon im letzten Winter ging es auch dieses Jahr wieder gemeinsam mit dem ausgezeichneten Landschaftsfotografen Holger Kröger in das Reich von Kälte, Schnee und Eis.
Und an dieser Stelle muss ich gleich ein fettes Lob herausstellen: Holger ist nicht nur ein erfahrener Landschaftsfotograf, er ist ebenso eine Organisationsmaschine! Bei jedem Roadtrip arbeitet man eine Reiseroute aus, klar. In unserem Fall sind die wichtigen Eckpunkte spektakuläre Fotospots. Auch klar. Holger studierte allerdings sämtliche Zuwegungen, Sonnenauf- und -untergangszeiten (samt der jeweiligen Richtungen), hatte Apps zwecks der zu erwartenden Polarlichter aufs Handy geladen, und, und, und. Wir hatten also Berge von Informationen zu unseren anvisierten Fotospots auf dieser Fotoreise nach Island. Kurz: Wo andere einen Plan B in der Tasche haben, sorgt Holger gleich noch für Plan C und manchmal auch Plan D. Die Schwierigkeit besteht eher darin, sich zwischen all den Möglichkeiten zu entscheiden. Glücklicherweise haben wir beide aber die gleichen Prioritäten auf diesem Roadtrip und können eigentlich alle Entscheidungen mit zweimal JA treffen.
Fotoreise nach Island – und das Wetter?
Die letzten zwei Wochen vor dem Abflug sind dann doch irgendwie ernüchternd. Das einzig nicht planbare bei einer Fotoreise ist das Wetter. Wir wollen Schnee und Eiszapfen, der Wetterbericht verspricht 10 Grad über Null, Regen und trüben Himmel. Also das, was man als Fotograf am wenigsten gebrauchen kann. Oder eher gar nicht. Mist!
Wenige Tage vor der Abreise beginnt es in den Fingern zu kribbeln. Die Vorhersage dreht und uns erwarten satte Minusgrade, Schneefall und sogar sonnige Abschnitte. Bingo! Wenn sich das Wetter jetzt noch nach dem Wetterbericht richtet, dürfte es ziemlich cool werden… Um das vorweg zu nehmen: Das Wetter tut uns den Gefallen. Eine Woche lang! Mehr Glück darf man nicht erwarten. Also, lass uns in den Flieger setzen und unsere winterliche Rundreise beginnen. Bereit? Bereit!
Ohne Allradantrieb bist du im winterlichen Island verloren, das wissen wir von unserem letzten Trip. Die Sache mit dem Mietwagen geht unkompliziert vonstatten und ehe wir uns versehen, sind wir mit unserem Suzuki auch schon „on the road“. Wie vorausgesagt bei Minusgraden und Sonnenschein. Während wir im vergangenen Winter nur den Süden der Insel erkundeten, wollen wir dieses Jahr innerhalb von 8 Tagen eine komplette Umrundung der Insel wagen – beginnend mit dem Norden. Das sind netto rund 1.400 Kilometer, inklusive unserer Fotoziele gut über 2.000.
Erstes Ziel: Kirkjufell (dt.: Kirchberg). Der markante Berg im Westen Islands, direkt am Fjord Grundarfjörður gelegen, besticht durch seine einmalige Form und die ihm zu Füßen liegenden Wasserfälle. Ein Traum für Fotografen – und für die Filmindustrie! Hier wurden Sequenzen aus „Game of Thrones“ und „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ (Ben Stiller) gedreht. Schnee gibt es hier noch nicht, dafür einen eiskalten Ostwind der Stärke 6-7 Bft bei minus drei Grad – seeehr unangenehm!
On the road again! Kurz nach unserer Ankunft mussten wir mit unserer kleinen 4×4 Suzuki-Bergziege erstmal ordentlich Kilometer machen.
Wenn dich der erste Abend mit so einem Sonnenuntergang verwöhnt, weisst du: Es könnte schlimmer sein!
Die oberen Wasserfälle am Kirkjufell bei Sonnenaufgang. Was man auf diesem Foto nicht sieht: Rund ein Dutzend internationaler Landschaftsfotografen rechts und links von uns. Beliebte Spots sind eben gefragt.
Und hier noch die Sicht an den unteren Wasserfällen rund eine halbe Stunde nachdem das obere Foto entstand.
Eine Scene aus „Game of Thrones“, die am Kirkjufell gedreht wurde. (Screenshot: www.mustsee.is)
Spikes? Ohne bist du aufgeschmissen!
Unser nächstes Ziel ist ein eher unbekannter Wasserfall auf der dünn besiedelten Snæfelsness Halbinsel: der Svöðufoss/Svodufoss, den Holger irgendwann beim Googeln fand. Warum man diesen eindrucksvollen Wasserfall nur in wenigen Reiseführern findet, erschließt sich uns schnell. Während die bekannten Spots gut mit dem Auto erreichbar sind, verlangt der Svöðufoss nach einer „Eintrittskarte“. Um ihn aus der Nähe betrachten zu können, müssen wir über Stock und Stein. Der Weg ist nicht weit aber mühsam. Und das wissen wir von unserem letzten Aufenthalt: Spikes an den Schuhen sorgen nicht nur für sicheren Tritt, sondern oft für die grundsätzliche Möglichkeit, die rutschigen Eispartien überhaupt bewältigen zu können. Viele Fotos wären mit normalem Schuhwerk nicht möglich gewesen. Ja, der Satz: „Spikes? Brauchen wir hier nicht!“ ist sogar unser Running Gag in Island, weil aus der Ferne betrachtet vieles recht harmlos aussieht, wir aber häufig nach kurzem Weg eines Besseren belehrt werden und die Schuh-Schneeketten doch auspacken müssen.
Das Gute liegt nicht immer nah! Jetzt bloß nicht reinfallen – auf dem Rücken befindet sich Foto-Equipment im Wert vieler Tausend Euro… (Foto: Holger Kröger)
Am Fuße des eindrucksvollen Svöðufoss. Wer hier steht, will sich den Blick vom oberen Rand des Wasserfalls nicht entgehen lassen. Ergo: Let’s go bergauf!
Geschafft! Die Gischt des Wasserfalls sorgt für allerlei Vereisungen auf der Wind zugewandten Seite.
Believe in your Selfie! Meine vor einigen Jahren neu erworbene Höhenangst macht mir oft zu schaffen bei dieser Fotoreise nach Island. Hier kauere ich einen Meter vor dem Abgrund hinter meiner Kamera und habe mich minutenlang nicht getraut wieder aufzustehen. (Handyfoto)
Wer dieses riesige vereiste Feld am oberen Rand des Svöðufoss nicht gesehen hat, kann die Ausmaße nur schwer einschätzen.
Ohne Spikes an den Schuhen wären viele Fotospots für uns nicht erreichbar gewesen.
Eis – wohin das Auge blickt!
Das „Must see“ auf unserer Island Fotoreise: Arnarstapi auf der Snæfelsness Halbinsel
Nun zieht es uns in den kleinen Fischerort Arnarstapi. Hier haben wir ein kleines Problem: Das Wetter ist für eindrucksvolle Fotos zu gut! Klingt verrückt, ist aber so. Die zerklüfteten Felsvorsprünge, Inseln und der offene Atlantik stellt man sich als Fotograf ruppig, unwirtlich und mit dramatischen Wolken vor. Uns präsentiert sich aufgrund des ablandigen Windes spiegelglatte See, blauer Himmel und Sonnenschein, was eher zum Palmenstrand in der Karibik als zu der herben Landschaft Islands gepasst hätte. Sei’s drum – du kannst halt nicht alles haben. Und überhaupt: Polarlichter (Aurora borealis) stehen ja auch noch auf unserer Wunschliste und die sind eben nur bei freiem Himmel zu sehen. Theoretisch – praktisch bleiben uns die farbenprächtigen Sonnenstürme die meiste Zeit verwehrt. Dazu im zweiten Teil mehr… *zwinker
Ein Bild, das ich mit Selbstauslöser aufgenommen habe. Hätte mich jemand dabei beobachtet, hätte man mich für einen ziemlich schrägen Typen gehalten: Kamera aufbauen, Timer-Auslöser einstellen, im Affenzahn auf den Torbogen rennen und bei einer Sekunde Belichtungszeit gaaanz still halten. Weil das nicht auf Anhieb klappt, musste ich die Prozedur etwa ein Dutzend Mal wiederholen… Wer denkt da nicht: „Hat der sie nicht alle?“
Wie sehr hätte ich mir hier eine neblig-trübe Suppe statt des Sonnenscheins gewünscht… Naja, ist ja trotzdem ganz hübsch geworden.
Bitte recht freundlich! Holger auf einer Bergkuppe an dem zerklüfteten Uferabschnitt in Arnarstapi.
Die schwarze Kirche in Búðir
Was mich echt anmacht, sind Kirchen. Ich mag einfach das Sakrale. In seinem Prunk genauso wie in seiner Schlichtheit. Und in Sachen Schlichtheit ist die berühmte schwarze Kirche von Búðir natürlich ein Muss. Auch hier finde ich den Sonnenschein nicht ganz passend und hätte mir die Kirche vor mystisch-wolkenverhangenem Himmel gewünscht und eine spätere Ausarbeitung der Fotos in düsterem Schwarz-Weiß. Wir halten uns gut zwei Stunden an der Kirche auf, was zu ganz unterschiedlichen Bildergebnissen führt. Wolken hin, Sonnenschein her. Ich sag’s mal hanseatisch zurückhaltend: Am Ende bin ich gar nicht mal so unzufrieden mit den Fotos der Kirche.
Ein Schwarzweiss-Foto von der Kirche schwebte mir im Kopf umher. Allerdings eher bei dramatisch bewölktem Himmel als im Gegenlicht der untergehenden Sonne.
Die sonst so gefürchteten Lens Flares finde ich bei diesem Foto sehr passend und konnte sie bewusst einsetzen.
Dieses Foto kam bei Facebook sehr gut an, wo ich kürzlich vier unterschiedliche Bilder der schwarzen Kirche gezeigt habe.
Kolufossar – wenn du hier runterfällst, bist du tot!
Nur einen Tag vor Abreise fand ich zufällig das Foto eines Wasserfalls im Internet, von dem ich zuvor nie etwas gehört hatte: der Kolufossar. Nimmt man es genau, handelt es sich bei diesem eindrucksvollen Katerakt um mehrere aufeinanderfolgende Wasserfälle, die gut 8 Meter in die Tiefe führen. So ist es bei Wikipedia zu lesen: Der Fluss Víðidalsá erodierte die Schlucht Kolugil und stürzt hier über die drei Wasserfälle Efrifoss („Oberer Wasserfall“), Kolufoss („Wasserfall der Kola“) und Neðri-Kolufoss („Unterer Wasserfall der Kola“). Auch wenn 8 Meter erstmal nicht sehr hoch klingen. Wenn man an den ungesicherten Rändern der Schlucht steht und unten mit ohrenbetäubenden Lärm das Wasser in die Tiefe stürzt, dann weiß man instinktiv: Wenn du hier runterfällst, bist du tot. Aaargh!
Jupp, hinter dem Schild geht es einige Meter nach unten…
Hörst du das ohrenbetäubende Rauschen des oberen Teils vom Kolufossar? Ganz schön laut!
Eine Mischung aus Wasser und Eis – toll! Und: Holger schon auf dem Bild gefunden?
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Wenn dir dieser kleine Reisebericht gefällt, darfst du dich auf den zweiten Teil freuen, den ich in Kürze hier veröffentlichen werde. Darin wird es um einen Basaltfelsen gehen, der nach isländischer Sage ein Troll ist, die Wasserfälle Goðafoss, Aldeyarfoss, Svartifoss (waren super!), Dettifoss und Sellfoss (waren suboptimal), um Islandpferde, das Bergmassiv Vestrahorn, den Diamond Beach (leider fast ohne Diamonds) am Auslauf des Jökulsárlón-Gletschers und natürlich um Polarlichter. Und zu guter Letzt: Um Schnee. Viel Schnee!
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